Pferdesturz am Hohlen Stein und andere Waldgeschichten

Mit dem Förster im Wald ... in Alfdorf

Von den Höhen Alfdorfs ging es hinab ins Mühlenbachtal, dem Revier von Förster Gert Pfeiffer. Von den Besonderheiten des Knollenmergels über die Waldwirtschaft im Kleinprivatwald  zu den Naturwundern des Welzheimer Waldes reichte die Themenvielfalt an diesem sonnigen Vorfrühlingstag.

 

Gruppenbild mit ur-uralter Linde im Schloßpark der Barone vom Holtz
Gruppenbild mit ur-uralter Linde im Schloßpark der Barone vom Holtz

Wollte man das Revier mit drei Schlagworten beschreiben, das Gert Pfeiffer seit 30 Jahren betreut, so wäre das Knollenmergel, Kleinprivatwald und eine idyllische Landschaft.

 

Der Reihe nach: Durch den pittoresken Alfdorfer Schlosspark, an der Kirche vorbei in den privaten Park von Baron vom Holtz führt der Weg der bunt gemischten Teilnehmergruppe. Eine vielhundertjährig Linde ist dort zu bestaunen, die es so eigentlich gar nicht mehr gibt, denn aus ihrem abgestorbenen Stock heraus wuchsen mehrere Triebe bestimmt viele hundert Jahre lang, und in deren Mitte wiederum wuchs, in dritter Generation "des Baums in einem Baum", ebenfalls eine Linde von bereits stattlicher Dimension. Wenn diese Linde, vielleicht eine der ältesten Deutschlands, aus ihrer Geschichte erzählen könnte ...

... dann wäre eine der Geschichten bestimmt diejenige vom Urahn des Alfdorfer Geschlechts der Freiherren vom Holtz, der völlig verarmt ins benachbarte Bayern auswandern musste, um von dort als siegreicher Feldherr nach Württemberg zurückzukehren, um hier über ein Lehen des Königs  wieder in den Besitz der Ländereien seiner Familie zu gelangen. Alfdorfer Geschichte!

Gert Pfeiffer erläutert die Verteilung des Waldbesitzes im Rems-Mrur-Kreis
Gert Pfeiffer erläutert die Verteilung des Waldbesitzes im Rems-Mrur-Kreis

Mit dem Abstieg vom geologischen Plateau des Schwarzen Jura geht es hinab in das Mühlenbachtal. Dieses ist geologisch im äußerst rutschgefährdeten Knollenmergel gelegen. Alles was feucht wird, beginnt hier zu rutschen, deutlich sichtbar an der welligen Geländeoberfläche. Einst wurden diese Rutschflächen als Wiesen für die Fütterung des Viehs der örtlichen Kleinbauern genutzt. Nach dem II. Weltkrieg war diese Art der Futterbeschaffung aber schlicht zu aufwändig und man forstete diese Hänge kurzerhand auf, meist mit der Fichte.

 

Und nun stelle man sich vor, dass diese Bäume auf dem nährstoffreichen Tonboden rasch und gut wachsen, wenngleich sie dort auch nicht besonders stabil stehen. Sie sind im Laufe der Jahrzehnte so groß geworden, dass Pflegedurchforstungen dringlich wurden. Was aber tun, wenn es in diesem Bereich keine Erschließung, keine Wege gibt. Waldwege auf diesem äußerst schwierigen Untergrund zu bauen ist nicht nur eine Leistung, sondern gleichzeitig eine Lebensaufgabe für Revierförster Pfeiffer geworden. Heute sind die Einhänge zum Mühlenbachtal - überwiegend Privatwälder, die Gert Pfeiffer betreut - so gut erschlossen, dass das Holz problemlos geerntet und abgefahren werden kann. Damit wurde die Waldpflege erst möglich.

Womit der Forstmann bei einem anderen Herzensthema ist: der Holznutzung. Er verdeutlicht der Wandergruppe, dass sich diese vom Menschen geschaffenen Wälder erst dann stabil entwickeln können, wenn sie gepflegt werden; wenn die kräftigsten und besten Bäume durch die Ernte der bedrängenden Nachbarn Licht, Luft und Wurzelraum bekommen, um zu wertvollen Bäumen, in ökonomischer wie ökologischer Hinsicht heranzuwachsen. Ökologisch deshalb, weil in seinem Revier immer wieder Partien, etwa alte knorrige Eichen von der Nutzung ausgenommen werden, um einer Vielzahl von Tieren als Lebensraum dienen zu können. Ökologisch ist eine Eiche dann am wertvollsten, wenn Sie über Jahrzehnte langsam abstirbt.

Der Hohle Stein - im Winter mit "Natur(eis)kunst" ...
Der Hohle Stein - im Winter mit "Natur(eis)kunst" ...
... und im Frühjahr
... und im Frühjahr

Ob dieser kurzweiligen Ausführungen war die Wandergruppe unversehens an einem Naturwunder des Welzheimer Waldes angelangt, dem Hohlen Stein von Alfdorf! Der Sage nach soll dort eine Jägerin hoch zu Roß einem Wildschwein nachgestellt haben. In vollem Galopp hat sie aber dann wohl die Klippe übersehen und stürzte hinab. Unglücklicherweise stürzte ein riesiger Felsbrocken hinterher. Von Jägerin und Wildschwein ward darob seither nichts mehr zu sehen.

Bevor es wieder bergauf über die Klippe des Schwarzen Jura nach Alfdorf zum Ausgangspunkt der Wanderung geht, gibt es noch eine kleine Überraschung - in Gestalt eines ganz besonderen Wasserfalls. Mit  ein bisschen  Fantasie eine Art Alfdorfer Niagara.

Vorbei an einem riesigen Findling - "Elefant" getauft - führt der Weg zum Jakobsbrunnen, wo eine erfrischende Quellwasser-Degustation auf dem Programm steht. Mühelos versteht jeder die Botschaft: Waldboden sorgt für gutes Trinkwasser durch seine natürliche Filterfunktion.

Natürlich gibt es auch hier eine passende Geschichte: die von einer schönen Wassernixe, die einstens hier baden gesehen worden sein soll ...

Aber das ist eine andere Alfdorfer Sage.