Wald-Winter-Sonnenwende 2015

Sternenglanz und Feuerzauber


Als die Sonne nach einem herrlichen Tag untergeht und die Welt in blaues Licht taucht, begrüßt der Vorsitzende Dr. Gerhard Strobel die Besucher auf der Kaisersbacher Häuptleswiese zur Wald-Wintersonnwendfeier der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), Kreisverband Rems-Murr.

 

Auf der Wiese lodert schon bald das Feuer. An den kleinen Feuern und Schwedenfeuern fanden sich über 100 große und kleine Besucher an diesem lauen Abend ein. Darunter auch die Kaisersbacher Bürgermeisterin Katja Müller, der Landtagsabgeordnete Gernot Gruber sowie Ulrich Burr, der stellvertrende Vorsitzende des Landesverbands der SDW.

Der neunjährige Felix ist mit seinen Großeltern aus Ludwigsburg in den Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald gekommen, um die Wintersonnwende draußen zu feiern. Zufrieden, mit einem Punsch und Spekulatius in der Hand, sitzt er am Feuer und lauscht den Geschichten, die Astrid Szelest an diesem Abend erzählt. Als die Menschen noch draußen lebten, nicht in Hütten und Häusern, haben sie nach der langen und dunklen Zeit die Rückkehr des Lichts gefeiert. Die Kelten nannten dieses Fest Alban Arthuan. Bei den nordischen Völkern ist es das Julfest. Es scheint, als würde an Mittwinter die Erde kurz den Atem anhalten, innehalten und wieder ausatmen. Im Jahr 2015 ist die Wintersonnenwende exakt am 22. Dezember 2015 um 5.48 Uhr. Um die längste Nacht des Jahres, die sogenannte Thomasnacht, ranken allerlei Mythen. So kann eine Frau, das sind die Geschichten der Alten, ihren zukünftigen Liebsten an Wegkreuzungen in dieser Nacht im Spiegel sehen. Oder sie legt bei einer größeren Auswahl die Namenszettel unter das Kopfkissen und zieht am Morgen ihren Herzbuben. Und man erzählte, dass die Tiere reden können. Um Böses und Unheil abzuwenden sollte man immer Salz in einem Kreis um sich streuen und Knoblauch dabei haben, wenn man in dieser Zeit nachts draußen im Wald unterwegs ist. Wer in der Thomasnacht verkehrt herum im Bett schläft, dem sollen schon bald seine Träume in Erfüllung gehen. Szelest zeigt zum Himmel, als die ersten Sterne zu sehen sind. Wer vor wenigen Tagen den Sternschnuppenstrom „Geminiden“ verpasst hat, kann noch bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag die „Ursiden“ am Himmel im Sternbild Kleiner Bär sehen. Wie man den Kleinen Bären und den Polarstern findet, wissen die Besucher der Häuptleswiese jetzt.

 Auf dem Feuer brodelt ein Topf. Rüdiger Szelest gibt den Glühwein an die Gäste aus und lächelt, als ein Besucher aus dem Remstal sagt: "Es ist so wundervoll still hier". Abseits vom großen Trubel, ohne elektrisches Licht, ist diese Feier ein Platz für all diejenigen, die eine Atempause in der Adventszeit suchen. Am Feuer werden die Geschichten aus alter Zeit lebendig und der Halbmond strahlt über dem Schwäbischen Wald. Felix macht sich mit Oma und Opa in der Dunkelheit auf den Heimweg, ganz mutig ohne Salz und Knoblauch. Viele rote Lichter zeigen ihm den Weg zurück zum Parkplatz. Mitten im Wald hockt er sich hin und lauscht, ob die Tiere sprechen. Außer dem Ruf eines Waldkauz ist nichts zu hören. Aber die Thomasnacht ist ja erst am Dienstag…