Wald-Winter-Sonnenwende 2016

Mit der Wintersonnwende steht am 21. Dezember die längste Nacht in diesem Winter bevor. 45 Menschen waren gekommen um zusammen ums wärmende Feuer zu stehen  und bei Glühwein, Tee und Knabbereien in urgemütlicher Runde zusammen zu stehen und sich Wintergeschichten anzuhören.

 

Zur dritten Wald-Winter-Sonnwende, zu der die SDW Rems-Murr, zusammen mit der Lebenshilfe eingeladen hatte, hieß Kreisverbandsvorsitzender Dr. Gerhard Strobel die Waldgäste willkommen. Astrid und Rüdiger Szelest organisierten mit diesem kleinen Fest ein attraktives Kontrastprogramm zur Weihnachtshatz durch Kaufhäuser oder durch das dichte Gedränge der Weihnachtsmärkte.

 

Bereits der Weg zum Waldjugendzeltplatz Häuptleswiese bei Kaisersbach war stimmungsvoll durch eine Linie flackernder roter Kerzenlichter markiert. Auf der Wiese knisterte ein Feuer aus gespaltenen Fichtenstämmen, im gußeisernen Topf blubberte der Glühwein und auch für's leibliche Wohl war gesorgt; beste Voraussetzungen also, um sich ganz den Wintergeschichten, Weisheiten und Märchen hinzugeben, von denen Astrid Szelest so lebendig zu erzählen wusste:

Schon bei den Naturvölkern wurde die "Thomasnacht", die längste Nacht des Winters, gefeiert, die bei den Kelten "Alban Arthuan, das Licht des Arthus", bei den Germanen "Jul-Fest" genannt wurde. Der Glaube war, dass in dieser längsten Nacht die Sonne tief in der Erde wiedergeboren würde. Symbolisch wurde deshalb ein großes Feuer entfacht - Symbol für den Sieg über die Dunkelheit und um das wiedergeborene Licht zu feiern.

Diese längste Nacht ist auch die stillste, denn die Bäume haben ihr Laub längst abgeworfen, die Pflanzen sich zurückgezogen, die Samen ruhen in der Erde und warten dort auf den Frühling, die Erde hält sozusagen ihren Atem an.

 

Dieser Moment hat die Menschen immer schon dazu inspiriert, daraus die eigene Zukunft abzuleiten: So diente eine mittig durchschnittene Zwiebel dazu, aus der Dicke der Zwiebelringe das Wetter herauszudeuten:

"Zwiebelschale dünn und klein, soll der Winter milde sein,
 Zwiebelschale dick und zäh, harter Winter, ach herrjeh."

 

 

 

Aber auch das eigene Liebesglück glaubte und hoffte man, an diesem Tag vorhersehen zu können, indem man die Kerne in einem Apfel zählte: Waren sie paarig, würde man einen Gefährten oder eine Gefährtin finden; war die Zahl ungerade, würde man wohl oder übel alleine bleiben müssen. Wem diese Methode nicht half, der ging um Mitternacht mit einem Spiegel ins Freie. Der Sage nach sollte man darin dann seine/n Liebste/n sehen können.

Und noch ein Trick ist überliefert, damit die eigenen Träume in Erfüllung gehen sollen: man brauche sich in dieser Nacht ganz einfach nur verkehrt herum in sein Bett zu legen. Einfach selber ausprobieren!

 

Aber auch um die Nacht im Wald ranken sich viele Geschichten: So könne man in der Thomasnacht die Tiere des Waldes sprechen hören. Dazu müsse man im Wald auf einer großen Wegekreuzung einen Kreis aus Salz um sich ziehen; als Dämonenschutz helfe es aber auch, Knoblauch bei sich zu tragen. Wenn man sich nun vollkommen still verhalte, dann könne man die Waldtiere wirklich verstehen.

 

Astrid Szelest rät, diese Zeit der Besinnung ganz einfach als Impuls zu nehmen, um mit der Familie und Freunden ein persönliches kleines Fest der "Rückkehr des Lichts" zu feiern. Man könne sich Gedanken darüber machen, welche "Samen", also gute Eigenschaften, man im nächsten Jahr in sich keimen lassen möchte. Und Dinge, die man loslassen wolle, könne man ganz einfach auf  einen Zettel schreiben und symbolisch verbrennen.

 

Irgendwann an diesem schönen, kalten Winterabend wurde das Feuer immer kleiner, die Flammen schwächer.
Fast wie bestellt, mahnte der Ruf des Waldkauzes zum Aufbruch. Und so mancher sinnierte bei der Rückkehr, ob er in der Thomasnacht nicht doch vielleicht ...  mit dem Salzstreuer auf einer Waldkreuzung ... verstehen möchte, was das Käuzchen ihm da zugerufen hatte.