Am 28. September 2023 feierte der Landesverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald sein 75-jähriges Bestehen im voll besetzten Weißen Saal des Neuen Schlosses in Stuttgart. Als Festredner konnte der frühere Bundesumweltminister und ehemalige Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen Prof. Dr. Klaus Töpfer gewonnen werden.
SDW-Landesvorsitzender Manuel Hagel MdL begrüßte die zahlreich aus allen Landesteilen angereisten SDW-Mitglieder, insbesondere die Ehrengäste, allen voran den Festredner Prof. Töpfer, die SDW Bundesvorsitzende Ursula und ehemalige NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser, Forstminister Peter Hauk MdL, den Rektor der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg, Prof. Dr. Bastian Kaiser, Landesforstpräsident Martin Strittmatter sowie zahlreiche Vertreter aus Landes- und Kommunalpolitik.
In seiner ebenso beeindruckend tiefsinnigen wie launigen Rede ging Prof. Töpfer auf die Gründungszeit der SDW ein:
Im Dezembe 1947 wurde der SDW-Bundesverband im Bad Honnefer Stadtteil Rhöndorf bei Bonn gegründet.
"Noch vor der Gründung der Bundesrepublik", betonte Töpfer. Damit sei die SDW einer der ältesten Wald- und Naturschutzverbände unseres Staates. Zwei Jahre nach dem Krieg, nach Hungerjahren und noch vor dem Wiederaufbau machte eine Gruppe von 500 Menschen den Wald und seinen Schutz zum Thema, so Töpfer. Dies sei bemerkenswert, aber auch dem Umstand geschuldet, dass der Wald einen hohen wirtschaftlichen Wert besaß und durch Reparationsleistungen arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das Thema wurde damals so hoch aufgehängt, dass kein Geringerer als Bundespräsident Theodor Heuss beim Spatenstich zur ersten Baumpflanzung mitwirkte.
Bereits ein halbes Jahr später, am 25. Juni 1948, wurde der SDW-Landesverband Baden-Württemberg
gegründet (siehe auch Verbandsgeschichte). Mit Bezug auf die späteren Belastungen des Waldes wie dem Waldsterben oder der uns heute so sehr
beschäftigenden Klimakrise gab er zu bedenken "Wir irren uns nach oben". Damit meinte er, dass niemand ein schlüssiges Lösungskonzept haben könne. Trotzdem führten Lösungssuchen
mit "Versuch und Irrtum" dazu, den Herausforderungen mit immer besseren Ansätzen begegnen zu können.
In der anschließenden Podiumsdiskussion unter der Moderation von Anette Krause wurde die augenblickliche Situation des Waldes aus der Sicht der SDW (Ursula Heinen-Esser), der Politik (Forstminister Peter Hauk MdL (CDU) und Sarah Schweizer MdL (CDU) und der Wissenschaft (Prof. Bastian Kaiser, HFR) beleuchtet. Heinen-Esser wies auf die vielen Wünsche und Ansprüche unserer Gesellschaft an den Wald hin: Er schütze Wasser und Klima, liefere den Rohstoff Holz und sei als Erholungsort - gerade im Klimawandel - von unschätzbarer Bedeutung. Minister Hauk ging auf die Herausforderungen ein, die der Klimawandel an den Wald stelle: Zwei der Hauptbaumarten, auf die man bisher gesetzt habe, hätten vermutlich keine Zukunft, die Fichte und auch die Mutter des Waldes, die Buche. So forsche man fieberhaft an Mischwald-Konzepten aus wärmeertragenden Baumarten wie der Eiche, aber auch eher mediterranen Baumarten wie die Esskastanie, Elsbeere und andere. In höheren Lagen maß er der Douglasie Bedeutung bei. Prof. Kaiser hob die Bedeutung der Holzproduktion hervor und unterstrich, dass bewirtschafteter Wald - entgegen mancher Verlautbarungen - eine CO2-Senke sei, insbesondere dann, wenn CO2 in hochwertigen Holzprodukten langfristig gebunden würden. Er unterstrich dabei den Wert einer flexiblen Holzindustrie, dies sich gerade auf den Weg mache, sich auf ein verändertes Holzartenangebot einzustellen. Schweizer machte auf den hohen emotionalen Wert des Waldes aufmerksam, der gerade in der deutschen Volksseele tief verankert sei. Als aktive Jägerin, die sich gerne in der Natur aufhalte, könne sie diesen Wert sehr gut nachempfinden.
Als Auflockerung zwischen Vortrag und Podiumsdiskussion hatten die Organisatior/inn/en des SDW-Jubiläums das Harlekin-Theater Tübingen engagiert - ein Quartett aus drei Improvisations-Schauspielerin und Schauspielern und einem Begleitmusiker am Keyboard. Auf humorvolle Art verstanden sie, das Publikum in die nun folgende Darbietung einzubeziehen: Aus dem Plenum zugerufene Stichworte rund um den Wald integrierten sie ebenso spontan wie witzig in spontan kreierte Reime, Lieder und pantomimisch anmutende Einlagen. Dazu hatten sie vorher aus Prof. Töpfers Vortrag wichtige Sätze notiert, die sie auf der Bühne verstreuten, während der Darbietung zufällig aufhoben und in ihre Improvisation integrierten.
Ehrlich: Es blieb kein Auge trocken!
Da in einem überwiegend durch Ehrenamtliche getragenen Wald- und Naturschutzverband wie der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald die Geselligkeit ein wichtiger Kitt des Zusammenhalts ist, stand am Ende der Veranstaltung ein Stehempfang bei Imbiß und Getränken, der gerne und intensiv zur Erneuerung und Knüpfen neuer Kontakte und zum gegenseitigen Austausch genutzt wurde.