Jahres-Mitgliederversammlung 2022

Hoch über Murr- und Lautertal fand 2022 die Mitgliederversammlung der SDW Rems-Murr am 14. Oktober in Vorderbüchelberg im Landgasthof "Siller" statt, nach zwei "Corona-Jahren" endlich wieder einmal in beinahe gewohnter Atmosphäre.

Das Jahr 2021/2022

Nach seiner Begrüßung trug Vorsitzender Dr. Gerhard Strobel den Jahresrückblick als Lichtbild-Vortrag vor.

Schnappschuss aus dem SDW-Jahresrückblick 2021/2022
Schnappschuss aus dem SDW-Jahresrückblick 2021/2022

 Bis auf wenige Ausnahmen konnten alle Veranstaltungen planmäßig durchgeführt werden, etliche davon bereits "Traditionsveranstaltungen" wie die jährliche Besichtigung des Wertholzlagerplatzes Eselshalde, zusammen mit der neuen Holzvermarktungsgemeinschaft Schwäbischer Wald | Ostalb und der Kreisforstverwaltung. Zum Motto des Jahres 2022 und in Kooperation mit drei Volkshochschulen wurden 4 Vorträge zum Thema "Klimawald - Wald im Wandel" präsentiert. Höhepunkt waren drei Förder-Schwerpunkte, die  - dank einer großzügigen Spende des aufgelösten Vereins ProVitaAndina (der sich ehedem Baumpflanzungen in den Anden / Südamerika verschrieben hatte) finanziell möglich gewesen waren:

  • 10 Baumpflanzungen 2022 mit Städten und Gemeinden im Rems-Murr-Kreis unter Mitwirkung des / der jeweiligen (Ober-)Bürgermeister/in.
  • 15 Veranstaltungen mit den WaldMobilen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald an Naturparkschulen im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald und
  • 5  Förderzuschuss-Bewilligungen von 2022 / 2023  neu gegründeten oder zu gründenden Wald- und Naturkindergärten im Rems-Murr-Kreis mit Material für die waldpädagogische Grundausstattung.

Der von Schatzmeisterin Simone Strobl vorgetragene Kassenbericht wurde von Kassenprüferin Katharina Schönemann als nicht zu beanstanden begutachet und der Mitgliederversammlung zur Entlastung von Vorstand und Schatzmeisterin vorgeschlagen, was einstimmig erfolgte.

Ehrungen

Über den nun folgenden Tagesordnungspunkt freute sich der Vorsitzende besonders. Es konnte in diesem Jahr 11 SDW-Jubilare mit einer Urkunde und einem Präsent geehrt werden, der Treueste von Ihnen für 60 Jahre SDW-Mitgliedschaft. Die Jubiläums-Mitgliedsgemeinden bekamen zusätzlich einen Baum-Gutschein für eine gemeinsame Pflanzung im kommenden Jahr.

Für seine Verdienste um die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald wurde vom Bundesverband mit der Silbernen Ehrennadel Uwe Hiller geehrt. In seiner Laudatio hob der Vorsitzende Hillers jahrelanges Engagement im SDW-Landesverband hervor, nicht zuletzt auch als Durchführender von WaldMobil-Veranstaltungen überall im Land. Auf Kreisebene geht beispielsweise das beliebte Wander-Format "Single Trail"  für alleinstehende Menschen auf seine Initiative zurück. Bei der Arbeit im SDW-Kreisvorstand sei Uwe Hiller eine "sprudelnde Ideenquelle".

Uwe Hiller erhält die Silberne Ehrennadel des Bundesverbands der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

Die SDW-Jubilare 2022

Für die Gemeinde Oppenweiler (25 Jahre): Stv. Bürgermeisterin Gudrun Rauh ,
Dr. G. Strobel, Uwe Hiller, für die Gemeinde Urbach (10 Jahre): Stv. Bürgermeisterin Ursula Jud, für den Rems-Murr-Kreis (10 Jahre) Stv. Kreisforstamtsleiter Uli Häußermann, Stv. SDW-Vorsitzende Astrid Szelest (10 Jahre), Uwe Exner (30 Jahre) - im Vordergrund: Hund Yuma


Vortrag "Die Rückkehr der Biber"

Uwe Hiller am "Biberbaum" (Foto: Gottfried Stoppel / Stuttgarter Nachrichten)
Uwe Hiller am "Biberbaum" (Foto: Gottfried Stoppel / Stuttgarter Nachrichten)

Für eine ebenso informative wie unterhaltsame Abrundung der Mitgliederversammlung sorgte Uwe Hiller, SDW-Vorstandsmitglied, Waldpädagoge, Naturschutzfachkraft beim Rems-Murr-Kreis und ehrenamtlicher Biber-Berater mit seinem Vortrag "Die Rückkehr der Biber".

Bereits 1884, also vor 188 Jahren wurde der letzte Biber an der Donau erlegt. Gejagt wurde er wegen seines Fleisches, vor allem aber wegen seines äußerst dichten Fells und des medizinisch vielseitig verwendeten "Bibergeils", ähnlich einem Drüsensekret, mit dem der Biber sein Fell wasserdicht hält. Seit dieser Zeit musste die Art in Süddeutschland als ausgerottet gelten. Heute  erobert sich dieses Pelztier aber Jahr für Jahr mehr seines angestammten Lebensraums zurück, erfuhren die SDW-Mitglieder vom Biberfachmann. Stand heute ist es

an Rems, Lein und Fichtenberger Rot nachgewiesen, eine Einwanderung im gesamten Rems-Murr-Kreis in Kürze wahrscheinlich.

Wenn es sich Familie Biber aussuchen kann, graben sie sich ihre Baue bevorzugt in steile Böschungen an Flüssen und Seen, wobei der Eingang zum Bau regelmäßig unter Wasser liegt - zum Schutz vor Fressfeinden. Gibt es diese nicht, so schaffen Sie sich ihr nasses Biotop selbst und bauen die bekannten Biberburgen. Dabei gehen sie so geschickt vor, dass man sich fragen muss, wie sie den Biberdamm zum Aufstau des Wassers so vollständig dicht bekommen.

Biber sind reine Vegetarier. Sie ernähren sich von Gräsern, Kräutern und Feldfrüchten im Sommer, in Notzeiten im Winter von der nährstoffhaltigen Rinde von Bäumen, bevorzugt Weichhölzern wie Weide oder Pappel. Und so findet man die Nagespuren der Biber an Bäumen und Sträuchern überall im Umfeld der Biberbehausung.

Konflikte gibt es dann , wenn Biber ihren nassen Lebensraum erweitern und in landwirtschaftliche Flächen eindringen, diese womöglich mit ihrem Tun überfluten. So können Biber im Umfeld von 10 bis 20 Metern von Bächen und Flüssen ganze Kanalsysteme anlegen, um schwimmend Entfernungen im Revier leichter zurücklegen zu können.

"Eigentlich müssten wir dem Biber dankbar sein, dass er - völlig kostenlos - wieder Feuchtbiotope schafft, wo vorher womöglich begradigte und lebensfeindliche Kanäle das Landschaftsbild beherrschten." gibt Uwe Hiller zu bedenken. Außerdem bringt er durch das Fällen ufernaher Bäume Licht auf den Boden und fördert so die Pflanzen- und Tiervielfalt am Boden durch Schaffung ganz neuer Lebensräume. "Aber natürlich ist es nur allzu verständlich, wenn sich der Landbesitzer durch seinen pelzigen Mitbewohner in seiner Bewirtschaftungsfreiheit eingeschränkt sieht," räumt der Biberfachmann ein. 

Ein Grund für die zügige Ausbreitung des Bibers ist der Umstand, dass er heute unter strengem Schutz entsprechend europäische (FFH-Richtlinie) und deutscher Gesetze (Bundesnaturschutzgesetz) steht. Um Konflikte mit Landwirten bei der Ausbreitung der Biber zu entschärfen, gibt es im Rems-Murr-Kreis sieben ehrenamtliche Biberberater, zu deren Aufgaben es gehört, neue Biberreviere zu erfassen und zu beobachten, Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und Maßnahmen zu erarbeiten um auftretende Konflikte zu lösen.

 

Einen weiteren Bericht zum Thema Biber finden Sie im Bericht über einen der Single-Trails 2019, bei dem die Biberausbreitung im Leintal auf dem Exkursionsprogramm stand.