Von der "Zucchini des Waldes" und anderen Werthölzern

"Heiß auf Holz":  Stämme für über 300.000 Euro wechselten den Besitzer

Herrliches  Vorfrühlingswetter und fast 1000 Festmeter Holz zogen rund 60 Waldbesitzer und Holz-Interessierte auf den Wertholzlagerplatz Eselshalde. Bei dieser traditionellen Gemeinschaftsaktion von Kreisforstverwaltung und Schutzgemeinschaft Deutscher Wald - Kreisverband Rems-Murr wurden die Ergebnisse der diesjährigen Submission vorgestellt. Wertvollste Holzart war wie in den letzten beiden Jahren die Eiche.

 

Schaufenster im Holzladen Eselshalde
Schaufenster im Holzladen Eselshalde

Bunt gemischt war das Publikum bei der traditionellen Besichtigung der schönsten Hölzer 2017 aus dem Schwäbischen Wald: Waldbesitzer, Holz-Fachleute, Förster.  "Ich verstehe ja gar nichts von Holz, aber es interessiert mich sehr," war ein ganz anderes Statement einer Teilnehmerin.

 

Niemand sollte enttäuscht werden. Unter der Regie der beiden für den Holzverkauf im Landkreis Zuständigen, Ulrich Müller und Jürgen Sisterman-Wehmeyer, waren die Stämme im ehemaligen Bundeswehr-Munitionsdepot fein säuberlich präsentiert worden. Dass der teuerste Stamm der Submission gleich ganz vorne zu liegen kam, war aber reiner Zufall, denn vorher kann das ja niemand wissen. Oder war es doch die Intuition der Holzverkäufer?

Jedenfalls brachte dieser prächtige Eichenstamm mit 5 Festmeter (=Kubikmeter) dem Waldbesitzer insgesamt 4.198 Euro oder 820 Euro pro Festmeter. Nach dem Festmeter-Preis lag nur ein einziger Stamm darüber, mit sage und schreibe 1.353 Euro.

Ulrich Müller und Jürgen Sistermans-Wehmeyer auf ihrem "Podium" vor 60 Zuhörern
Ulrich Müller und Jürgen Sistermans-Wehmeyer auf ihrem "Podium" vor 60 Zuhörern

"Von den 2.048 Festmeter der Gesamtsubmission Göppingen liegen 918 Festmeter auf dem Wertholzplatz Eselshalden", erläuterte Ulrich Müller die Zahlen und Fakten dieses Holzverkaufstermins. Fast die alles Holz wurde beboten und verkauft. Nur 26 Festmeter Eschenholz eher minderer Qualität blieben liegen und werden nun "freihändig", wie es im Fachjargon heißt, verkauft. "Auf der Verkäuferseite haben sich 60 Forstbetriebe - Staat, Gemeinden und private Waldbesitzer an der Submission beteiligt und im Durchschnitt pro Festmeter 356 Euro erlöst, 40 Euro mehr als im vergangenen Jahr", so Müller. Mit diesem Angebot konnten sie insgesamt 45 Bieter aus Deutschland, Frankreich, Österreich und Polen auf den Platz nach Urbach locken.

Fachsimpeleien am teuersten Stück Holz auf dem Platz
Fachsimpeleien am teuersten Stück Holz auf dem Platz

Ganz "heiß auf Holz" seien die Anwesenden nun bestimmt nach diesen Fakten und Zahlen, so Jürgen Sistermans-Wehmeyer. Und damit stürzte er sich gleich auf den teuersten Stamm: Er bescheinigte ihm eine gleichmäßige Jahrringstruktur, fand aber dennoch einige Jahrringsprünge, die für Furnierkäufer nicht ganz so ideal seien. Auch die Farbe sei nicht die optimale. "Honiggelb", sollte das Holz sein, weiß Sistermans aus Erfahrung. Aber dafür sei es ein kerzengerader Stamm und halbseitig astfrei. Auf der Gegenseite fand er einige Verletzungen am Stamm und verwachsene Äste. Das alles hat den Käufer aber nicht gehindert, für diesen Stamm eine Menge Geld zu investieren. Für diese Nummer eins wurden zwischen 437 und 820 Euro pro Festmeter geboten. Dies zeigt, dass der Käufer vermutlich einen ganz besonderen Verwendungszweck im Kopf gehabt hatte.

Auch beim Eichenstamm mit der Nummer 4040 gab es eine schöne Überraschung. Diesen habe man testhalber mit dazu gelegt, obwohl er mit seinen starken Ästen eher in Richtung minderer Qualität tendierte. Trotzdem war er einem Käufer 529 Euro pro Festmeter wert. Für den Verkäufer hat sich dieser Versuch also allemal gelohnt. Ein zweiter "Teststamm" war eine sogar bereits abgestorbene Eiche, die einem Furniersäger sagenhafte 275 Euro wert war. "Dieser Käufer ist pfiffig mit originellen Vermarkungsideen, denn er produziert daraus Möbel aus "Trüffeleiche". Für dessen Kunden darf, ja soll das Holz alt aussehen. Deswegen sind für ihn kleine Bohrlöcher von Holzkäfern kein Hindernis."

Wo man bei der Eiche heutzutage eine ganze Menge toleriert, sind die Käufer bei anderen Baumarten viel kritischer. "Ahornholz", so Ulrich Müller, "vor Jahren noch zu astronomischen Preisen gekauft, ist augenblicklich am Markt gar nicht gefragt." Auch Roteiche sei gerade mal knapp über dem Brennholzpreis verkauf worden. Das sei ungewöhnlich, ließe sich die Roteiche "freihändig" problemlos verkaufen. "Also momentan keine Roteichen auf die Submission", schlussfolgert Müller. Bei der Esche hingegen, einem hellen Holz wie Ahorn, sei es zu keinem Preisverfall gekommen, obwohl durch das Eschentriebsterben fast alle Eschen aus Sicherheitsgründen gefällt werden müssten, beobachtete der Verkaufsexperte.

Holzfachmann Adrian (4 Jahre)
Holzfachmann Adrian (4 Jahre)

Auch Exoten im heimischen Waldbau sollten nicht unbeachtet bleiben: Für einen Robinien-(Akazie)-Stamm legte ein Innenausbau-Unternehmen aus Bayern 415 Euro je Festmeter an.

 

Bei den Nadelhölzern erzielten gerade, gleichmäßige Fichtenblöcke Preise deutlich jenseits der 200 Euro je Verkaufseinheit. Auch die Douglasie sei nach wie vor gesucht. Allerdings "wird einer Douglasie kein Fehler verziehen", bringt Jürgen Sistermans-Wehmeyer es auf den Punkt. Ganz anders als bei der Eiche, bei der auch "fehlerhafte" Stämme ihren Käufer finden.

 

Wie im Flug verging die zweistündige Präsentation, die immer wieder durch Anekdoten oder einen flotten Spruch gewürzt wurde; etwa bei jener Eiche mit ungewöhnlich breiten Jahrringen, die trotz dieses Mangels einen guten Preis erzielte: "Bei dieser 'Zucchini des Waldes' wird ja jede Pappel neidisch", flachst Jürgen Sistermans-Wehmeyer.

 

Und so konnte er sogar den jüngsten Holzfachmann, den 4jährige Adrian, bei diesem nur  scheinbar trockenen Thema gut bei Laune halten.

Hintergrund-Informationen

Jedes Jahr zu Ende der Holzeinschlagssaison Ende Winter werden durch den Landesbetrieb Forst bei der so genannten "Göppinger Submission", an der die Landkreise Göppingen, Esslingen und seit 2006 der Rems-Murr-Kreis teilnehmen, die wertvollsten Eichen-/ Buntlaub- und Nadel-Werthölzer aus Staats-, Gemeinde- und Privatwäldern verkauft. Dazu werden die Wertholzstämme aus der ganzen Region auf zwei Plätzen in Oberberken und Urbach einer großen Kundschaft aus dem In- und Ausland präsentiert. Beim Eröffnungstermin wird der Zuschlag für einen Stamm oder ein Los an den Meistbietenden verkauft.

Zahlen und Fakten der Wertholz-Submission 2017

  • Angebotsmenge: 2048 Fm (davon 918 in Urbach)
  • Baumartenanteile: Eiche 45%, Esche 16%, Douglasie 13%, Lärche 11%, Fichte 7%,
    andere Laub- und Nadelhölzer 7%
  • Gesamterlös:  317.744 Euro
  • Durchschnittserlös:  356 Euro / Festmeter
  • Wertvollster Stamm: Eiche 1.353 Euro / Festmeter (=2.624 Euro gesamter Stamm)
  • Teuerster Stamm: Eiche 820 Euro / Festmeter
    (= 4.198 Euro gesamter Stamm)
    Preisanstieg Eiche: von durchschnittlich 488 Euro (2016) auf 534 Euro / Festmeter (2017)
  • Wertvollste Esche:  371 Euro / Festmeter
  • Wertvollste Lärche: 341 Euro / Festmeter
  • Wertvollste Douglasie:  313 Euro / Festmeter
  • Wertvollste Fichte:  296 Euro / Festmeter
  • Kosten für Beifuhr und Setzen der Stämme:
    25 - 30 Euro / Festmeter

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Begriffserklärung:

  • Submission: Im Unterschied zur offenen und öffentlichen Angebotsabgabe (Versteigerung) werden bei der Submission für ein "Los" (ein oder mehrere Stämme)  von interessierten Holzeinkäufern schriftlich Gebote eingereicht, die dann zu einem bestimmten Stichtag gleichzeitig geöffnet werden. Der Bieter mit dem höchsten Gebot bekommt den Zuschlag.
  • Festmeter: Im forstlichen Sprachgebrauch für einen Kubikmeter Holz (Im Waldbestand: Festmeter mit Rinde und verkaufsfertig eingeschlagen: Festmeter ohne Rinde. Im Unterschied dazu wird als Raummeter ein Kubikmeter geschichtetes (meist Brenn-)Holz bezeichnet.
  • Güteklassen: In Baden-Württemberg wird Stammholz in die Güteklassen A, B, C, und D eingeteilt, wobei A-Holz die Spitzenqualität ist. Ist das Holz darüberhinaus als Furnier tauglich, wird es als F (Furnier) oder TF (Teilfurnier) bezeichnet. Furniere werden im Möbelbau als hochwertige Beschichtungen eingesetzt.
  • Baumarten: Eine Übersicht über viele heimische Baumarten und ihre Eigenschaften finden sie hier.