Trotz frostigem Winterwetter versammelten sich rund 60 Waldbesitzer, Förster, Holz-Interessierte, Pressevertreter und der Urbacher Bürgermeister Jörg Hetzinger auf den
Wertholzlagerplatz Eselshalde oberhalb Urbach. Wie in den vergangenen Jahren luden Kreisforstverwaltung und Schutzgemeinschaft Deutscher Wald - Kreisverband Rems-Murr e.V. gemeinsam dazu ein,
sich die Ergebnisse der zwei Tage zuvor abgeschlossenen Submission erklären zu lassen.
In diesem Jahr wurden nur etwa 3/4 der Holzmasse des vergangenen Jahres angeboten, was sicherlich mit der ungünstigen Witterung zum Holzrücken zusammenhing. Denn bei weichen Böden ist der Transport besonders von solch schwerem Holz kein leichtes Unterfangen. Und die Vorgabe war, die Hölzer bis zum 13. Januar auf dem Platz liegen zu haben. "Und dann kam wochenlang strenger Frost ohne Schnee, geradezu ideal, das Holz ohne Bodenschäden aus dem Wald zu bringen," so Ulrich Müller von der Forstbehörde Rems-Murr-Kreis. Dumm gelaufen, dachte sich mancher der anwesenden Waldbesitzer.
Leider lag auch der Durchschnittserlös mit 315 Euro je Festmeter Holz um 41 Euro unter dem Vorjahr, das aber seinerseits rund 40 Euro über dem Vorvorjahr gelegen hatte. Die gute Nachricht: von knapp 650 Festmetern blieben gerade mal 12 Festmeter unverkauft. 37 Bieter aus Deutschland, Frankreich, Österreich und Polen hatten sich für die wertvollsten Hölzer aus 66 Betrieben interessiert (Staatswald, 12 Kommunalwälder, 53 Privatwald-Besitzer).
SDW-Vorstandsmitglied Hans Schmid lobte die erstklassige Präsentation der Werthölzer auf dem Platz. Als ehemaliger Holzeinkäufer weiß er was es bedeutet, anstatt stundenlang im Wald nach Holz suchen zu müssen, alles so übersichtich und zentral präsentiert zu bekommen, "dass man den einzelnen Stamm auch richtig begutachten kann." Für diesen Vorteil lege der Holzeinkäufer hier auch gern etwas mehr Geld an, weiß Schmid.
In kompetenter Weise führten Ulrich Müller und Jürgen Sistermans-Wehmeyer nun jeweils eine Gruppe über den Platz, um intensiv auf die Fragen einzugehen und Preise, Qualitäten und Besonderheiten diskutieren zu können.
Spannend war die Besprechung der Ergebnisse bei der Eiche, die ja schon sein etlichen Jahren so etwas wie der Marktführer unter den Baumarten ist. Mit 33% der Holzmasse war sie auch prominent vertreten.
Natürlich schaute jeder nach dem wertvollsten Stamm, die einem Furnierwerk in diesem Jahr 1.094 Euro je Festmeter wert war. Kurios dabei, dass dieser Stamm verkäuferseits gerade mal als B-Stamm, also als mittlere Qualität eingestuft worden war.
"Überraschungen sind wir auf der Submission ja gewohnt," schmunzelt Ulrich Müller und geht weiter zu einer dicken Eiche, die zwar nur mit der Qualitätsstufe C eingestuft worden war, aber trotz riesiger (gesunder) Äste dem Käufer noch 166 Euro je Festmeter wert war. Eine andere dieser Qualitätsstufe wurde gar mit fast 350 Euro beboten. Ganz offensichtlich hilft beim deutschen Stammbaum schlechthin kein Lehrbuchwissen weiter. Der Markt verändert sich oft rasch und schwer vorhersehbar. Einhellige Meinung der Experten: "Die Eiche sollte man bei der momentanen Nachfrage nicht "gesundschneiden" (Trennen von Stammteilen unterschiedlicher Gütestufen). Nicht selten werden die geringwertigeren Kronenteile vom Käufer zum Preis des wertvollen Erdstammstücks mitgenommen.
Bei der akut in ihrem Bestand gefährdeten Esche (Eschentriebsterben) war das Angebot von 16 auf 9% zurückgegangen. Manchem Waldfreund blutete das Herz bei dem Gedanken, dass diese schöne und wichtige Baumart bald gar keine Rolle mehr spielen könnte. Von den selteneren Baumarten spielten in diesem Jahr Bergahorn, Ulme, Elsbeere, Kirsche, Roterle, Hainbuche sowie Wildapfel und Wildbirne eine untergeordnete Nebenrolle, wenngleich von allen einzelne Exemplare im Angeobt waren. Für Diskussionen sorgte das zum Teil fast schwarzbraune Kernholz einer ganzen Reihe von Walnußbäumen, von Form und Gestalt her eher aus dem Garten als aus der Waldbewirtschaftung. Und alle wurden durch einen einzigen Einkäufer aufgekauft.
Szenenwechsel zum Nadelholz: Bei der mit teilweise sehr guten Qualitäten vertretenen Lärche erlebten die Waldbesitzer dieses Jahr eine Überraschung: Bei einem Durchschnittserlös von 282 Euro je Festmeter und einer Spitzenbewertung von 522 Euro lohnte sich die Beifuhr dieser tiefrotbraunen Schönheiten allemal.
Unter etlichen starken und schönen Fichten, deren Durchschnittspreis sich gegenüber dem Vorjahr mit gut 190 Euro kaum veränderte, war auch eine der Güteklasse A, die mit 380 Euro pro Festmeter "über die Theke" ging.
Eher enttäuscht waren die Anbieter starker Douglasien. Nachweislich geastete und damit "astreine" Stämme hatten keine Problem und erlösten bis zu 313 Euro je Festmeter. "Bei nicht geasteten Douglasien hilft aber auch ein großer Durchmesser und ein gerader Wuchs nicht viel," zuckt der Fachmann mit den Schultern. Die nähern sich überraschenderweise dem Niveau des Brennholzpreises. So wurde beispielsweise für vier starke Douglasien der mittleren Gütestufe B gerade einmal zwischen 45 und 84 Euro je Festmeter angelegt.
Diese Erfahrungen münden denn auch gleich in Ratschläge zur Waldpflege. Ulrich Müller: "Für die Douglasie gibt es daher nur einen Rat: "Ab der so genannten "Maßkrugstärke" des Stammes [gut 10 Zentimeter Durchmesser] sollten die Zukunftsbäume , die erst nach über 100 Jahren geerntet werden, geastet werden. Alle anderen lässt man besser gar nicht erst dick werden." Da die Baumkrone das Kraftwerk des Baumes und für das Wachstum Voraussetzung ist, sollte man das aber nicht übertreiben. Die Kronenlänge soll nie weniger als 1/3 der Baumhöhe betragen. Gewöhnlich wird zunächst auf 5 Meter Höhe und bei etwa 15 bis 20 Metern Baumhöhe auf 10 Meter hochgeastet. "Und nicht vergessen: Geästete Flächen sollten mit dem Ästungsjahr schriftlich dokumentiert werden, damit auch die Enkel später noch wissen, wo der Opa seine besten Douglasien gehätschelt hat."
Jedes Jahr zu Ende der Holzeinschlagssaison Ende Winter werden durch den Landesbetrieb Forst bei der so genannten "Göppinger Submission", an der die Landkreise Göppingen, Esslingen und seit 2006 der Rems-Murr-Kreis teilnehmen, die wertvollsten Eichen-/ Buntlaub- und Nadel-Werthölzer aus Staats-, Gemeinde- und Privatwäldern verkauft. Dazu werden die Wertholzstämme aus der ganzen Region auf zwei Plätzen in Oberberken und Urbach einer großen Kundschaft aus dem In- und Ausland präsentiert. Beim Eröffnungstermin wird der Zuschlag für einen Stamm oder ein Los an den Meistbietenden verkauft.
Zahlen und Fakten der Wertholz-Submission 2018
Begriffserklärung: