Eiche dominiert das Angebot

Beim Nadelholz Verkaufsverlagerung zu Sammellagerplätzen

Fast eine Million Euro Gesamterlös gingen bei der Göppinger Submission alleine im Privat- und Kommunalwald des Kreisforstamts Rems-Murr "über den Ladentisch". Im Unterschied zu früheren Jahren dominierte 2023 das Eichenangebot alle anderen Sortimente. Grund hierfür ist der im vergangenen Jahr stark erweiterte Verkauf von Fichte und Tanne über verschiedene Sammellagerplätze.

50 Waldbesitzende und  Interessierte kamen zur Vorstellung der Submissionsergebnisse zum Wertholz-Lagerplatz Eselshalde bei Urbach.
50 Waldbesitzende und Interessierte kamen zur Vorstellung der Submissionsergebnisse zum Wertholz-Lagerplatz Eselshalde bei Urbach.

Bei der jährlichen Vorstellung der im Rems-Murr-Kreis zentral per Submission veräußerten Werthölzer - einer Kooperationsveranstaltung von ForstBW, Holzvermarktungsgemeinschaft Schwäbischer Wald | Ostalb e.G. und SDW Rems-Murr e.V. - stellten HVG-Leiter Frank Hofmann und der Stellvertretende Leiter des ForstBW-Forstbezirks Schwäbisch-Fränkischer Wald, Herr Weise, die Ergebnisse der Submission 2023 öffentlich vor.

1,16 Millionen Euro betrug 2023 der Gesamterlös bei der Submission im Rems-Murr-Kreis. Hiervon entfielen 980.000 Euro auf Privat- und Kommunalwaldbesitzer und 180.000 Euro auf den Staatswald, bewirtschaftet durch ForstBW.

Die Werthölzer wurden von 41 Bietern aus sechs Ländern beboten.

Auffällig war die Dominanz der Eiche, die sowohl volumen- als auch wertmäßig bei weitem den größten Teil der Hölzer ausmachte. Frank Hofmann erklärt die Zusammenhänge: "Die Beifuhrkosten auf den Wertholzlagerplatz Eselshalde betragen im Durchschnitt zwischen 35 und 40 Euro. Bei wertvollen Hölzern mit großer Gewinnspanne sind diese Kosten gut investiertes Geld. Bei den Nadelhölzern Fichte und Tanne ist man in den letzten Jahren, vermehrt im vergangenen Jahr, dazu übergegangen, dezentrale Sammellagerplätze einzurichten und die Nadelhölzer dort zu vermarkten." Dadurch liessen sich die Beifuhrkosten auf 15 bis 16 Euro reduzieren, da die Transportentfernungen geringer seien. Bei Fichte / Tanne werde diese Art der hiebsortnäheren Vermarktung in den kommenden Jahren noch ausgebaut werden.

Bei der Vorstellung der "Braut", dem wertvollsten Stamm der Submission, richteten sich alle Augen auf die Eiche mit der Nummer 3020, einem Exemplar aus dem Gemeindewald Korb, das mit 1,82 Festmetern von der Dimension gar nicht mal so beeindruckend war. Beeindruckend war allerdings der erzielte Preis, der mit 3.089 Euro je Festmeter die 3.000er Marke knacken konnte. Auch der insgesamt teuerste Stamm mit 8170 Euro bei 2,8 Festmetern kam aus der Gemeinde Korb.

Überhaupt legten die Eichenpreise im Vergleich zum Vorjahr nochmals zu: Erzielten sie 2022 einen Durchschnittserlös von 811 Euro, so stieg dieser 2023 auf 947 Euro, also um fast 17%.

Bemerkenswert ist, dass Firmen, die die Eiche zur Herstellung von Weinfässern benötigen, alleine für 140.000 Euro  Eichen erstanden. Ein Nischenprodukt, aber eines mit sehr hoher Wertschöpfung, sind die Eichen, die zur Produktion von "Schlossdielen" gekauft werden. Bei diesen käme es zwar auf beste Qualitäten hinsichtlich Jahrringaufbau und geringer Astigkeit an, ein gewisser Drehwuchs spiele aber keine Rolle, so Frank Hofmann. Diese Hölzer würden furniert und dann auf mit einer Unterlage zu wertvollen Fußbodenbelägen verarbeitet, die als Endprodukt schon mal 600 - 800 Euro je Quadratmeter kosten können. Bei diesem Sortiment komme es neben einer gleichmäßig hervorragenden Qualität vor allem auf die Stammlänge von mindestens 12 Metern an. Sei man sich wegen der Qualitätsverteilung über den Stamm als Waldbesitzender nicht sicher, solle man ihn lieber lang aushalten, denn "durchgesägt ist er schnell - zusammenleimen eher nicht möglich", so Hofmann schmunzelnd.

Stv. ForstBW-Leiter Weise stellt besondere Eichenstämme vor
Stv. ForstBW-Leiter Weise stellt besondere Eichenstämme vor

Bei der Diskussion des besten Zeitpunkts für den Hieb starker Eichen, weist Herr Weise daraufhin, dass mit dem Klimawandel und der Belastung auch für die Eiche, die Wahrscheinlichkeit für einen Kernkäfer-Befall steige. Dieser Befall, der bei langsam absterbenden Bäume auftritt, führt zu einer Holzentwertung und der Gefahr der Infektion benachbarter Stämme.

Besonders spannend ist die Besichtigung von Eichen, die - streng nach Qualität sortiert - eigentlich minderwertig sind, aber oft trotzdem ihre Käufer finden und zuweilen unglaubliche Preise erzielen, wie etwa die astige C-Qualtität- Eiche mit der Nummer 3.024, die ihrem Besitzer bei 2,3 Festmetern insgesamt 1560 Euro einbrachte.

Kirschbaum-Stämme (Mitte)
Kirschbaum-Stämme (Mitte)

Von den übrigen Laubbaumarten erzielten starke Eschen bei gute Qualität auch gute Preise, erläutert Herr Weise. Als Holzart mit hoher Elastizität gingen sie vornehmlich an Sportgeräte-Hersteller.

Die in früheren Jahren am Markt hoch geschätzten Baumarten Kirsche und Ahorn seien "seit 10 bis 15 Jahren  vermarktungstechnisch tot". Er bedauert, dass von allen auf dem Wertholzplatz angebotenen Kirschen gerade einmal zwei Stämme überhaupt beboten worden seien.

In seinem Abschluß-Statement bringt Frank Hofmann seine Erfahrung als Holzverkäufer auf den Punkt: "Für Holzverkäufer gibt es keine bessere Verkaufsart als die Submission." Die Submission 2023 sei hierfür wieder einmal ein guter Beleg.

Kehrseite der Medaille dieser guten Preise sei allerdings zu seinem großen Bedauern, "dass sich kleine Laubholz-Sägewerke die hier gezahlten Preise schlicht nicht leisten" könnten und deshalb meist außen vor blieben.

Kuriositäten zum Schluss

Zu gutem Preis verkauft: Starke Eiche mit halbseitiger Beschädigung
Zu gutem Preis verkauft: Starke Eiche mit halbseitiger Beschädigung
Zu hoch gepokert: diese ringschälige rissige Eiche wurde nicht beboten
Zu hoch gepokert: diese ringschälige rissige Eiche wurde nicht beboten

Submissionsergebnisse Privat und Kommunalwald Rems-Murr-Kreis

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2023-03-01_Ergebnisse Göppinger Submissi
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Hintergrund-Informationen

Jedes Jahr zu Ende der Holzeinschlagssaison Ende Winter werden durch ForstBW in Kooperaton mit der Holzvermarktungsgemeinschaft bei der so genannten "Göppinger Submission", an der die Landkreise Göppingen, Esslingen und seit 2006 der Rems-Murr-Kreis teilnehmen, die wertvollsten Eichen-/ Buntlaub- und Nadel-Werthölzer aus Staats-, Gemeinde- und Privatwäldern verkauft.

Dazu werden die Wertholzstämme aus der ganzen Region auf zwei Plätzen in Oberberken und Urbach einer großen Kundschaft aus dem In- und Ausland präsentiert. Beim Eröffnungstermin wird der Zuschlag für einen Stamm oder ein Los an den Meistbietenden verkauft.

  • Submission
    Eine Wertholz-Submission ist eine öffentliche Aufforderung an interessierte Käufer, schriftlich Angebote für die auf dem zentralen Wertholzplatz Urbach präsentierten Stämme abzugeben.
    Im Unterschied zur offenen und öffentlichen Angebotsabgabe (Versteigerung) werden bei der Submission für ein "Los" (ein oder mehrere Stämme)  von interessierten Holzeinkäufern schriftlich Gebote eingereicht, die dann zu einem bestimmten Stichtag gleichzeitig geöffnet werden (Eröffnungstermin). Der Bieter mit dem höchsten Gebot bekommt den Zuschlag.
  • Holzsortierung

    Nach dem Holzeinschlag  im Wald und vor dem Holzverkauf  "sortiert" der Waldbesitzer oder Förster die Stämme nach Holzart, Länge, Stammdurchmesser und objektiver Holzqualität .  Dies ist vor allem bei Massen-Sortimenten für den Holzkäufer eine wichtige Information , ob das Produkt für ihn von Interesse ist.

    Bei Werthölzern hingegen hängt der individuelle Wert des Holzes davon ab, was der Käufer daraus anfertigen möchte.
  • Festmeter / Raummeter: Im forstlichen Sprachgebrauch wird ein Kubikmeter Holz  als "Festmeter" bezeichnet
    (im Waldbestand: Vorratsfestmeter (mit Rinde) und verkaufsfertig eingeschlagen:  Erntefestmeter ohne Rinde und Holzernteverlust.  Der Umrechnungsfaktor hängt von der Baumart und seiner Rindendicke ab.)
    Im Unterschied dazu wird als Raummeter ein Kubikmeter geschichtetes (meist Brenn-)Holz incl. der Zwischenräume bezeichnet. Ein Raummeter entspricht 0,7 Festmetern.
  • Güteklassen: In Baden-Württemberg wird Stammholz in die Güteklassen A, B, C, und D eingeteilt, wobei A-Holz die Spitzenqualität ist. Ist das Holz darüberhinaus als Furnier tauglich, wird es als F (Furnier) oder TF (Teilfurnier) bezeichnet.  Furniere werden  zum Beispiel im Möbelbau verwendet. Aus Spitzenstämmen werden über Schäl- oder Messertechnik dünne Furniere geschnitten, die dann auf andere hölzerne Unterlagen geleimt werden, um diese zu veredeln.
  • Baumarten: Eine Übersicht über viele heimische Baumarten und ihre Eigenschaften finden sie hier.