Feuersbrunst und Kräuterquark

Ein kurzweiliger November-Nachmittag mit der Luchsbande

Wenn man noch mal Kind sein dürfte, so ungefähr würde ein idealer Nachmittag aussehen. Eins mit der Natur genoss die Luchsbande mit ihrer Anführerin Brigitte Greiner im Welzheimer Tannwald all das, wovon sie noch lange als Erwachsene erzählen werden.

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Leise! Hoffentlich sieht er uns nicht!
Leise! Hoffentlich sieht er uns nicht!

Die Tage werden kürzer, die Temperaturen rütteln mittlerweile am Gefrierpunkt, aber das ist der "Luchsbande" offenbar ziemlich schnurz als sie sich an einem November-Donnerstag-Nachmittag am Waldrand des Tannwalds um ihre "Anführerin" Brigitte Greiner sammeln. "Zu den Einstiegsritualen gehört, dass wir uns zu unserem Waldlager schleichen", erklärt die Naturpädagogin. "Das bringt die Kinder runter vom Schulalltag und stimmt sie auf die leisen Töne des Waldes ein." Nach vielleicht 200 Metern gibt Brigitte Greiner der Luchsbande ein lautloses Signal: "Tarnen und täuschen" und jedes Kind sucht sich einen Baum, Baumstumpf oder Busch, um sich dahinter mucksmäuschen still zu verhalten. Und tatsächlich: ein vorbeiwandernder Spaziergänger bemerkt sie nicht - und das trotz nur 15 Meter Entfernung und grellbunter Winterkleidung. Ein toller Erfolg für die leisen Luchse!

 

Zweite Station: Das sorgsam aus Astmaterial gebaute und gemütlich eingerichtete "Lägerle" ist erreicht. Auch hier gibt es ein paar Rituale, auf die die Kinder schon warten: Eine Räucherschale wird wortlos im Kreis gereicht, um den Zivilisationsgeruch abzustreifen. Dann gibt Brigitte Greiner einen "Redestab" in die Runde und jeder,  der den Stab hat, darf erzählen, was er gerade auf dem Herzen hat, was ihm am heutigen Tag bisher gefreut hat. Zum Abschluss der Begrüßung wird gemeinsam ein Lied gesungen.

Zwei ganz Wilde im Tiefflug
Zwei ganz Wilde im Tiefflug

Und dann geht es endlich so richtig raus in den Tannwald: Ein Bewegungs- und Fangspiel steht am Anfang. Die Anführerin spielt den Waldbrand, vor dem die Tiere fliehen müssen. Wird ein "Tier" gefangen, wird es selbst zum Feuer und darf andere Tiere jagen. Man sieht es den Gesichtern an, wie viel Spass das Toben den Kindern auf der freien Fläche im Altholz  macht. Ganz aus der Puste steht ein Lern- und Konzentrationsspiel auf dem Programm: Unterwegs hat die Naturpädagogin einige Blätter und Pilze gesammelt, die sie nun unter einem Tuch verbirgt: Nur kurze Zeit darf sich die Bande die Pflanzen ansehen und dann heißt es, dieselben selbst im Wald zu finden. Tatsächlich kennen sich die Kleinen bereits so gut aus, dass sie die allermeisten auch finden und sogar mit Namen nennen können. Nur die Brunnenkresse haben sie nicht gefunden.

 

Das war auch nicht ganz unabsichtlich, denn die Suche nach der Brunnenkresse eröffnet ganz neue Möglichkeiten für die Kids. Beim Sammeln des Wildkrauts, das am Bach wächst, entdeckt ein Junge, dass man von der Bachböschung wunderbar mit Schwung und Schmackes in den Matsch am Bach springen kann. Alle andern tun es ihm mit Wonne gleich und das löst eine wilde Hopserei aus: Wer kann am höchsten und weitesten springen?  Die Matschhosen und Gummistiefel halten das spielend aus.

Gemütlicher Ausklang im Lägerle
Gemütlicher Ausklang im Lägerle

Die Krönung des Nachmittags, nach Rückkehr ins Lägerle, ist die gemeinsame Zubereitung eines frischen Kräuterquarks. Als Kraut wird die Brunnenkresse und Waldklee kleingeschnitten und in den mitgebrachten Quark gemischt. Fehlt noch das Gewürz. Brigitte Greiner empfiehlt die Samen der Knoblauchsrauke. "Schmeckt ein bisschen scharf unser 'Waldpfeffer'", meint sie schmunzelnd.

 

Aber das hält die Kinder nicht davon ab, tüchtig zuzulangen bei den mitgebrachten Teigstängeln, die sie reihum in den Kräuterquark tunken - bis auch der allerletzte Rest aufgegessen ist.

 

Im November beginnt es schon früh, dunkel zu werden. Aber auch diesen geheimnisvollen Reiz genießen die kleinen Luchse auf dem Weg zum Waldrand, wo die Eltern bereits auf sie warten. Und beim nächsten, dem letzten Mal in diesem Jahr, dürfen sogar die Eltern mal mitkommen, und sich endlich auch einmal ein bisschen wie ein Mitglied der "Luchsbande" fühlen.