Nachhaltigkeit im Wald

Wer Bäume pflanzt,

obwohl er weiß,

dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird,

hat zumindest angefangen,

den Sinn des Lebens zu begreifen.

(Rabindragath Tagore)


Nachhaltigkeit -
ein forstlicher Begriff

Tannen-Sämling
Tannen-Sämling [Foto: Dr. G. Strobel]

Bereits seit über 300 Jahren hält sich die Forst­wirt­schaft an den Grund­satz der Nach­haltig­keit - ein Begriff, der sich in den letzten Jahren auch im außer­forst­lichen Bereich, meist in der engl. Übersetzung „sustain­able yield“ oder „sustain­able manage­ment“, ins­beson­dere im Zusam­men­hang mit der Erhal­tung der welt­weiten Natur­ressour­cen, etabliert hat.


Entstehung der Nachhaltigkeitsidee

"Erfunden" wurde der Begriff der Nachhaltigkeit im Jahr 1713 durch den Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz in der sächsischen Silberstadt Freiberg, veröffentlicht in seinem Buch "Sylvicultura Oeconomica", in dem er "Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht" gibt. Nach seiner Definition bedeutet Nachhaltigkeit, daß nur so viel Holz genutzt werden darf wie durch Aufforstung nachwächst. Diese "Erfindung" war aus der schieren Not geboren,  denn im ausgehenden Mittelalter wurde Holz im großen Stil genutzt (als Rohstoff - etwa im Schiffs- und Städtebau, als Energiequelle - etwa beim Salzsieden oder bei der Eisenverhüttung, oder wegen der ansteigenden Bevölkerung zum Heizen und zum Kochen).

Dieser Hunger nach Holz führte zu massiver Übernutzung der Wälder (große Landstriche waren bereits entwaldet) und zu einer dramatischen Holzknappheit. Deshalb waren Förster damals meist Waldhüter, die den "Holzfrevel", also den Holzdiebstahl, zu verhindern hatten.

Mit der Nachhaltigkeits-Idee änderte sich auch das Berufsbild des Försters: Im 18. / 19. Jahrhundert begannen Förster, die kahlen Flächen systematisch wieder aufzuforsten. Der Waldbau und Waldpflege-Gedanke entwickelte in Mitteleuropa zur Blüte.


Ausdehnung der Nachhaltigkeit auf alle Waldfunktionen

Integrierendes Nachhaltigkeitsdreieck (Alexandro Kleine)
Integrierendes Nachhaltigkeitsdreieck (Alexandro Kleine)

Im Laufe der 300 Jahre seit der Erfindung des Nachhaltigkeits-Gedankens wurde er auf alle übrigen Waldfunktionen ausgedehnt:

So soll heute durch eine alle Interessen integrierende und naturnahe Waldbewirtschaftung neben der Nutzfunktion auch andere wichtige Waldfunktionen wie Bodenschutz, Wasserschutz, Immissions-, Lärm- und Sichtschutz, Arten- und Biotopschutz sowie die Erholungsfunktion auf Dauer in mindestens gleichbleibend guter oder noch besserer Qualität gewährleistet werden.

Multifunktionale Waldwirtschaft bedeuten auch, dass es grundsätzlich keine Trennung zwischen reinen Wirtschaftswäldern und reinen Schutzwäldern gibt, wie dies in anderen Ländern häufig der Fall ist:

Der Wald soll alle für Mensch, Tier und Pflanzen vor Ort wichtigen Waldfunktionen erfüllen.

 Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte wuchs dem Wald die zentrale Rolle beim Schutz des Weltklimas zu, denn er bindet das klimaschädliche Kohlendioxid (CO2) und produziert neben Sauerstoff den erneuerbaren, CO2-speichernden Rohstoff Holz.

Nachhaltige Forstwirtschaft ist im Vergleich zu allen anderen Landnutzungs-formen besonders naturnah. Im Bundeswald- und Bundesnaturschutzgesetz sowie den entsprechenden Landesgesetzen sind hohe Naturschutz-Standards für die Forstwirtschaft verankert.

Kann man Nachhaltigkeit im Wald "messen"?

Zu Beginn der forstlichen Nachhaltigkeitsdiskussion vor 300 Jahren wurden zunächst die Waldflächen gemessen. Ziel war, dass diese nicht abnehmen sollen, was Jahrhunderte vorher ständig der Fall war. Als nächstes kam man auf die Idee, dass die Holzmenge, durch Nachpflanzung und Begrenzung des Einschlags, nicht abnehmen dürfe.

Während dieser 300 Jahre wurde der Nachhaltigkeitsgedanke immer mehr verfeinert und durch Waldinventuren objektiviert. Mit der Einführung der Bundeswaldinventur steht seit 2002 erstmals ein flächendeckendes Instrument zur Verfügung, Veränderungen von Waldfläche, Baumarten, Holzvorräten und Zuwächsen, Naturnähe der Wälder und vieles mehr quantifizieren zu können.