Betriebsbesichtigung Sägewerk Kolb

Mit dem mittelständischen Sägewerk Wolfgang Kolb in Ruppertshofen stand 2023 die Besichtigung eines Betriebs auf dem Programm, das die im Wald geernteten Stämme direkt zu Balken, Bretten und anderem mehr aufarbeitet. Nach einer zweijährigen Corona-bedingten Zwangspause konnte die SDW Rems-Murr 2023 erstmals wieder eine Werksbesichtigung anbieten.

"Frisch aus dem Wald" auf den Rundholzlagerplatz und von dort ...
"Frisch aus dem Wald" auf den Rundholzlagerplatz und von dort ...

Inhaber Wolfgang Kolb begrüßte rund 20 Teilnehmer an diesem sonnigen  Spätwinter-Nachmittag: "Unser Betrieb ist ein mittelständisches Familienunternehmen, dessen Wurzeln bis ins 16. Jahrhundert zurück gehen. Im 19. Jahrhundert wurde die Sägemühle von der Familie Kolb übernommen und seitdem stets weiterentwickelt und modernisiert." Gab es noch bis Mitte des letzten Jahrhunderts unzählige kleine Sägewerke im Schwäbischen Wald,  hat bereits vor einigen Jahrzehnten ein Strukturwandel eingesetzt, den nur weniger Betriebe überleben konnten. Die Betriebe mussten wachsen, um am Markt konkurrenzfähig zu sein.

... über das Abfräsen der stärkeren Wurzelanläufe ...
... über das Abfräsen der stärkeren Wurzelanläufe ...

"Unsere Betriebsphilosophie ist trotzdem bis heute geblieben, unser Holz aus dem Schwäbischen Wald bis maximal 60 Kilometer Entfernung zu beziehen, sehr viel davon aus dem KleinprivatwaldDie geringen Frachtweiten führen dazu, dass beim Antransport nur wenig CO2-Ausstoß verursacht wird. Damit leisten wir unseren Beitrag zum Erhalt einer lebenswerten Umwelt ." so der Chef. Zur Philosophie gehört auch, dass man seine Kunden und ihre Wünsche und Vorstellungen - sowohl auf der Einkaufs- als auch auf der Vertriebsseite - gut kennt und darauf eingehen kann. "Das ist nicht immer einfach; zum Beispiel dann, wenn ein Waldbesitzer "sein Holz", etwa für den Bau eines Hauses gesägt bekommen möchte." Die eigentumsweise Trennung von Holz ist natürlich aufwändiger als wenn das Holz nur nach seinen Eigenschaften verarbeitet werden kann. "Und selbstverständlich muss unser Produkt hohen Qualitätsansprüchen genügen." Das Sägewerk Kolb verarbeitet  Nadelholz wie Fichte, Tanne, Kiefer, Douglasie uns Lärche, daneben auch etwas Eiche zu Bauholz, Massivholz, Kantholz, BretternTerrassenholz, Lattenholz und Verpackungsholz.

... in den Produktionsprozess (hier ein entrindeter Stamm)
... in den Produktionsprozess (hier ein entrindeter Stamm)

Den "Weg eines Baumstamms, wie er im Werk auf LKWs angeliefert wird zum verkaufsfähigen Produkt konnten die Teilnehmern nun bei einem Rundgang hautnah miterleben: Vom Rundholzplatz werden die Stämme über ein Förderband vereinzelt. Wenn ein Stamm starke Wurzelanläufe aufweist, die später im Gatter Probleme bereiten könnten, werden diese automatisch abgefräst. Dann wird der Stamm über ein Förderband der Entrindung zugeführt und wieder praktisch vollautomatisch entrindet. Das dies bei Minustemperaturern wie im Moment nicht ganz einfach ist, erfuhren die Besucher. Verläuft der Bearbeitungsprozess bis hierhin scheinbar vollautomatisch, kommt nun der entscheidende Arbeitsschritt, die Einteilung. Nach seiner Über-Kreuz-Vermessung wird der Stamm in  einem Kontrollzentrum "eingetreilt". Das bedeutet, hier wird entschieden, wie der Stamm bestmöglich verwertet werden kann und ob aus ihm Balken oder Bretter geschnitten werden sollen. Dies hängt vom Durchmesser und der Qualität ab.

In der Einteil-Station
In der Einteil-Station
Bohlen und Bretter und Schwarten
Bohlen und Bretter und Schwarten
Im Gattersägewerk wird der Stamm eingeschnitten
Im Gattersägewerk wird der Stamm eingeschnitten
Im Kontrollzentrum
Im Kontrollzentrum

Mancher Besucher war überrascht, wie wenig "Handarbeit" bei diesem ganzen Prozess eine Rolle spielt: Nach der Gattersäge werden die Bretter und Bohlen noch "besäumt, damit sie den gewünschten rechteckigen Querschnittn bekommen. Die geschnittenen Holzprodukte rasen förmlich über Fließbänder. Über das Kontrollzentrum gesteuert, werden die Holzprodukte nun nach Länge, Breite, Durchmesser und Qualität zu verkaufsfertigen Losen zusammengestellt und auf einer weiter Fließbandstraße zu Paketen zusammengestellt, die dann von einem großen Gabelstapler in ein Zwischenlager transportiert werden.

Bretter werden zu Bündeln gestapelt und zu Verkaufseinheiten "konfektioniert"
Bretter werden zu Bündeln gestapelt und zu Verkaufseinheiten "konfektioniert"
Gabelstapler transportieren die Bündel in Zwischenlager
Gabelstapler transportieren die Bündel in Zwischenlager

Wolfgang Kolb (links) in seinem Element
Wolfgang Kolb (links) in seinem Element
rechts und oben: Wolfgang Kolb erklärt die Betriebsabläufe
rechts und oben: Wolfgang Kolb erklärt die Betriebsabläufe
Das Blockheizkraftwerk
Das Blockheizkraftwerk

Nun folgt die der wichtige Prozess der Trocknung, dass das Holz nicht mehr von Pilzen befallen werden kann, wie es möglich wäre, würde man es frisch und schlecht belüftet verbauen. "Je nach Witterung, ob Sommer oder Winter, dauert dieser Prozess drei bis vier Tage", erklärt Wolfgang Kolb. Da dieser Prozess sehr viel Energie in Form von Wärme verbraucht, müssen die Trockenkammern am Besten immer randvoll sein. Die Energie produziert Kolb über ein mit zugekauften Holzpellets und mit eigenen Hackschnitzeln betriebenes Blockheizkraftwerk mit 400 kW elektrischer Leistung und 600 kW Wärmeproduktion. Die noch feuchten Hackschnitzel werden in der Anlage im Prozess vorgetrocknet, damit ihr Heizwert verbessert wird.

Abschlussvesper neben der Backstube
Abschlussvesper neben der Backstube

Zum Abschluss der Führung lädt Wolfgang Kolb die Teilnehmer zu einem zünftigen Salzkuchen-Vesper ein, für das sich SDW-Vorstandsmitglied Andreas Döz im Namen der Teilnehmer mit einem Präsent bedankt.

Auch beim Backhandwerk liegt die Produktion in Familienhand, denn Wolfgang Kolbs Vetter betreibt nebenan die "Ulrichsmühle", eine Getreidemühle mit Backhaus. Hier kann man - praktisch direkt ab Holzofen - frisches Bauernbrot und diese unvergleichlichen Salzkuchen  erstehen.