Mit Spannung erwartet wurde bei der SDW-Mitgliederversammlung 2023 der Vortrag von Hans-Joachim Bek über seine langjährigen Erfahrungen mit "Amphibien im Wald". Bei der
vorangehenden Mitgliederversammlung standen der Jahresrückblick, der Kassenbericht, eine Nachwahl und Ehrungen auf dem Programm.
Inhaltsübersicht
"Unkenruf und Fröschequaken Wie geht's den Amphibien im Wald?"
Mit Hans-Joachim Bek erleben die Teilnehmer/innen einen mit Leib und Seele passionierten Artenschützer. Seit früher Jugend habe er Amphibien, also Frösche, Kröten, Unken, Molche und Salamander beobachtet und erforscht. Seit vielen Jahren Forstrevierleiter, ist Bek aber auch in der Lage, sich in seinem Revier, aber auch durch Vorträge wie diesen, aktiv für diese Tiere einzusetzen.
Aus einer einführenden Bilderserie ist zu lernen, welche Arten überhaupt bei uns vorkommen: Unter den Fröschen, neben dem Teichfrosch und dem Grasfrosch, der seltene Laubfrosch, der als einziger, dank der Saugnäpfe an seinen Zehen, in Baumkronen lebt.
Unter den Kröten sind die Kreuzkröte, die Wechselkröte oder die Geburtshelferkröte zu nennen. Bei Letzterer trägt das Männchen die befruchteten Eier bis zum Schlüpfen der Larven an seinen Hinterbeinen. "Eine Strategie, um die Eier in der besonders gefährdeten Phase vor Fressfeinden zu schützen", weiß der Amphibien-Experte. "Andere Kröten legen lange Laichschnüre mit bis zu 4000 Eiern." Hier verfolgt die Natur die Strategie, dass von sehr vielen Eiern dann doch einige überleben werden.
Von den Molchen ist der Bergmolch, der Teichmolch, der Fadenmolch und der Kammmolch im Rems-Murr-Kreis heimisch. Den seltenen Kamm-Molch, übrigens der größte Molch bei uns, hat Hans-Joachim Bek dann aus seinem Terrarium mitgebracht. "Diesen hier habe ich selbst aufgezogen. In der Natur sind diese hoch gefährdet und streng geschützt“ erzählt er dem staunenden Publikum. Unter den Schwanzlurchen ist natürlich der wunderschön gelb-schwarz-marmorierte Feuersalamander ein Star: "Und jeder hat eine eigene Maserung - individuell wie ein Fingerabdruck."
In seinen Ausführungen geht Bek auf so genannte Neozoen ein, also Tiere, die zum Beispiel im Wald ausgesetzt wurden oder auf andere unnatürliche Weise in unsere Gefilde kamen, aber nicht von Natur aus vorkommen würden. "Diese bereiten uns große Probleme", so Bek. So räumt etwa der ursprünglich nordamerikanische Ochsenfrosch am Oberrhein ganze Teiche leer und kann auch schon mal kleinere Vögel verspeisen, die am Gewässer trinken wollten. Ein weiterer Neozoen, der sich immer weiter ausbreitet, ist der Waschbär. Als Tier das ein breites Nahrungsspektrum vom Vogelfutter bis zur Teichmuschel hat, gehören auch Amphibien als Beute dazu. "Obwohl die Amphibien Giftdrüsen in der Haut haben und deshalb als Beute eher unattraktiv für Räuber sind, hat der Waschbär eine Technik entwickelt, Kröten einfach wie eine Weißwurst "auszuzutzeln". Übrig bleibt nur die leere Haut."
Neben solchen Räubern sind Amphibien durch den Klimawandel gefährdet, da Gewässer, Bäche und Pfützen immer früher und länger austrocknen und damit für die Entwicklung der Kaulquappen und Larven nicht ausreichen Wasser führen.
Ganz besonders gefährdet sei die Gelbbauchunke, ein Froschlurch, der es Bek ganz besonders angetan hat. Die Gelbbauchunke ist für Laien leicht durch ihre auffällige gelb-schwarze Bauchfärbung erkennbar. "Gelbbauchunken brauchen regelmäßig neu entstandene Kleingewässer" weiß Bek. In älteren, mehrjährigen Wasserlöchern haben sich nämlich schon Fressfeinde, etwa Libellen, angesiedelt. "Eine solche Pfütze würde die Gelbbauchunke, die auf der Suche nach Laichplätzen auch mal größere Strecken zurücklegen kann, gar nicht annehmen." Und so schlägt er ein umstrittenes Kapitel auf, wenn er feststellt: "Frische, mit Wasser gefüllte Fahrspuren von Großmaschinen sind ideal für die gefährdete Gelbbauchunke. Sie sollten deshalb keinesfalls entwässert werden." Dummerweise sind genau diese Biotope ein Ärgernis für Wanderer, die sich über solche Wege mühen.
In einem Exkurs zum Thema Bodenschutz macht Hans-Joachim Bek deutlich, dass dieser für die Forstbetriebe eine große Bedeutung hat: Aus diesem Grund dürfen Forstmaschinen im Staatswald nur auf einem fest angelegten Erschließungsnetz fahren. Dabei entstehen in Weichbodengebieten unvermeidlicherweise gelegentlich Fahrspuren - ideal für Amphibien wie die Gelbbauchunke.
Aus Sicht des Bodenschutzes ungleich schädlicher ist aber eine flächige Befahrung des Waldboden, da dieser zu (nicht unbedingt auffälligen) Verdrückungen und Vedichtungen des Bodens führt, die die Bodenstruktur auf Jahrzehnte schädigen (siehe Seite "Boden" auf unserer Webseite).
Eigens für die Gelbbauchunke hat der Staatsforstbetrieb ForstBW ein Konzept entwickelt, bei dem Bek als Experte mitgewirkt hatte. Teil des Konzepts ist es, die Fahrspuren zeitlich begrenzt wassergefüllt zu belassen anstatt sie zu entwässern und einzuebnen.
Außerdem werden künstliche Gewässer im Wald angelegt, um Lebensräume für diese Tiere zu schaffen. "ForstBW bewirtschaftet weniger als ein Drittel unserer Wälder. Deshalb ist mir wichtig, Waldbesitzer und Waldbesucher über die Zusammenhänge zu informieren, damit die einen beim nächsten Erntehieb auch mal Unkenbiotope belassen und die anderen diese mit wissendem Blick einzuordnen und zu schätzen wissen", schließt Amphibienfachmann Bek seinen Vortrag.
Jahresrückblick
Mit folgenden Sätzen leitet Vorsitzender Dr. Gerhard Strobel seinen Jahresbericht ein:
"Im vergangenen Jahr haben wir als Gemeinschaft viel erreicht. Unsere Bemühungen zur Erhaltung und nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Wälder sind entscheidend für die Umwelt und die Lebensqualität in unserer Region. Wir haben Baumpflanzaktionen durchgeführt, Bildungsprogramme gestartet und uns für den Schutz unserer Wälder eingesetzt. Diese Erfolge sollten uns stolz machen. "
Wem der geneigten Zuhörer/inne/n und Leser/inne/n ist etwas aufgefallen?
Richtig: Der Text liest sich seltsam beliebig. Und das ist er auch, denn er wurde von der künstlichen Intelligenz (KI) ChatGPT in etwa drei Sekunden erstellt. "Als ich die KI bat, mir doch auch gleich die Powerpoint-Präsentation über das vergangene Jahr zu erstellen, musste diese passen. Darum ist der nun folgende Jahresbericht wirklich noch richtig 'handgemacht' ":
Nachdem der Weihnacht-PresseTermin wegen Covid-19 zwei Jahre lang ausfallen musste, fand er zu Jahresende 2022 zum 25. Mal auf dem Programm - mit einem Besuch auf dem Hof der Familie Jörg-Ulrich Schaal in Auenwald-Oberbrüden.
Das Programmjahr 2023 wurde am 10. Februar mit einer Betriebsbesichtigung im mittelständischen Sägewerk Wolfgang Kolb in Ruppertshofen eingeläutet, in dem die im Wald geernteten Stämme direkt zu Balken, Bretten und anderem mehr aufgearbeitet wurden. Mancher war zum ersten Mal in live in einem Sägewerk, die Mehrzahl der Besucher waren jedoch Waldbesitzer, die sich zeigen lassen wollten, wie ihr Holz verarbeitet wurde.
Die "Klimawald - Wald-im Wandel"- Vortragsserie wurde 2023 abgeschlossen.
Traditionell fand zusammen mit der Holzvermarktungsgesellschaft und ForstBW die Wertholzbesichtigung auf dem Lagerplatz Eselshalde bei Urbach statt. Mehrere Veranstaltungen des Formats "Waldbaden" mit Karl-Josef Hartmann, "Wildpflanzen-Exkursionen" mit Regina Zehetner und "Waldfotogafie" mit Stefan Seip waren gefragt.
Baumpflanzungen in Gemeinden des Rems-Murr-Kreises standen 2023 vier auf dem Programm - in Urbach, Oppenweiler, Althütte und am Bildungszentrum in Weissach, wie immer unter tatkräftiger Mitwirkung der jeweiligen Gemeinde-Oberhäupter.
Die Waldwanderung "Single Trail" führte dieses Jahr von Murrhardt hinauf zum Limesturm bei Grab und bot der munteren Wandergruppe viele schöne Ausblicke. Viele tausend und 30 Jahre Waldentwicklung ließ Revierförster Dieter Seitz revue passieren. Auf einer sorgfältig vorbereiteten und abwechslungsreichen Wanderung "durchlebten" die Teilnehmer/innen viele 1000 Jahre Waldgeschichte und bekamen erklärt, warum der Wald heute so aussieht, wie er aussieht. "Alles Menschen-gemacht," hob Dieter Seitz hervor und verschwieg auch nicht, dass die letzten 30 Jahre seine Handschrift trugen.
Noch weiter in der Erdgeschichte zurück ging es mit dem Geologie-Professor Manfred Krautter, der auf einer kurzweiligen Rundwanderung die Entstehungsgeschichte der Keuperlandschaft erklärte.
Mit dem langjährigen Naturpark-Geschäftsführer Bernhard Drixler ging es auf eine weitere besondere Tour. Auf dem eigens nach ihm benannten Wanderweg "Bernhard-Drixler-Weg" wusste er viele Anekdoten aus seinem Berufsleben im Schwäbischen Wald zu berichten.
Bewährte Projekte waren auch 2023 die Kastanien-Sammelaktion mit Schulen, Kindergärten und Vereinen, organisiert von Sibylle Völker und die "Luchsbanden"-Nachmittage mit Brigitte Greiner. Ferner standen die aus Spendenmitteln geförderten, neu gegründeten Waldkindergärten Plüderhausen, Fellbach und Urbach auf der Besuchsliste.
Kassenbericht
Der von Schatzmeisterin Simone Strobl vorgetragene Kassenbericht wird von Kassenprüferin Bärbel Baumgärtner auch 2022 als nicht zu beanstanden begutachet und der Mitgliederversammlung von Bürgermeisterin Patrizia Rall zur Entlastung von Vorstand und Schatzmeisterin vorgeschlagen, was einstimmig erfolgte.
Ehrungen
Die verdiente Schatzmeisterin Dr. Simone Strobl wird mit der Silbernen Ehrennadel des SDW-Bundesverbands für sorgfältige Führung der Vereinskasse und ihre konstruktive Mitwirkung im Vorstand der SDW-Rems-Murr ausgezeichnet.
Zwei besondere Jubiläen stehen 2023 an: die Gemeinden Kernen im Remstal sowie die Gemeinde Kirchberg an der Murr feierten zeitgleich ihre 60-jähriges SDW-Mitgliedschaft.
Für 10 Jahre SDW-Mitgliedschaft und Dank für die aktive Mitwirkung im Vorstand wird Uwe Hiller mit einer Urkunde geehrt.
Als Neumitglieder werden die Gemeinden Allmersbach im Tal und Sulzbach an der Murr mit einem Gutschein für je eine Baumpflanzung willkommen geheißen. Als Neumitgliedern wird 2023 ebenso der Evangelische Verein Fellbach willkommen geheißen .
Nachwahl
Nach 33-Jahren stellvertretenden Vorsitz des SDW-Kreisverbands Rems-Murr und Gründungsmitglied tritt Helm-Eckart Hink "in die 2. Reihe" des Vorstands. Er bleibt ihm aber als künftiger Beisitzer dennoch erhalten. Gewürdigt werden seine Verdienste durch den Stellvertretenden SDW-Landesvorsitzenden Hermann Eberhardt, der zu Eckart Hinks Ehren extra angereist war. "Wir kennen uns schon sehr lange", so Eberhardt, "denn Eckart Hink wirkte auf allen drei Verbandsebenen - im Bundesverband als langjähriger Chef-Organisator der bundesweit veranstalteten Wald-Exkursionen, im Landesvorstand in Stuttgart und an der Basis im Rems-Murr-Kreis.. Er hat sich damit bleibende Verdienste um die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald erworben." Kreisverbandsvorsitzender Dr. Gerhard Strobel erinnert daran, dass Helm-Eckart Hink bereits in seiner langen Dienstzeit als Forstamtsleiter des Forstamts Backnang Wegbereiter für Waldpädagogik und Umweltbildung war. "Während dieser Zeit und danach bis heute hat er diese Erfahrung in die Arbeit des SDW-Kreisverbands Rems-Murr an verantwortlicher Stelle eingebracht. Dass er dies in seiner entspannten kollegialen Art tat, ist einer seiner Charaktermerkmale."
von rechts: Dr. Simone Strobl (Schatzmeisterin,
Trägerin der Silbernen Ehrennadel), Hans-Joachim Bek (Referent des
Abends),
Axel Kalmbach (Vertreter der Gemeinde Sulzbach an der Murr), Bürgermeisterin Patrizia Rall (Allmersbach im Tal),
Hermann Eberhardt (Stellv. SDW-Landesvorsitzender), Eckart Hink
(verabschiedeter Stellv. SDW-Kreisvorsitzender),
Uwe Hiller (Beisitzer und 10-jähriges SDW-Jubiläum), Dr. Gerhard
Strobel (SDW-Kreisverbandsvorsitzender)