NaTour (1) Spurenjagd im Tannwald

Wer erkennt diese Fährte?
Wer erkennt diese Fährte?

Die Luft klar und eiskalt, die Sonne scheint, der Waldboden mit Schnee bedeckt - ideale Bedingungen, um den Tieren des Waldes auf die Spur zu kommen.

Astrid und Rüdiger Szelest lockten 25 große und kleine Teilnehmer zur ersten SDW-Veranstaltung 2017 in den Welzheimer Tannwald.

 

Viele Spuren waren zu sehen. Es war viele Tage eisig kalt gewesen; der letzte Schneefall war aber bereits lange her. Deshalb war es für die NaTour-Teilnehmer/innen an diesem Sonntagvormittag nicht leicht, die vielen Spuren zu erkennen und zu unterscheiden. Bevor es losgeht bittet die Spurenjägerin alle Teilnehmer, im Winter besondere Rücksicht auf die Tiere zu nehmen, nicht in ihre Rückzugs- und Schongebiete vorzudringen. Jedes Aufscheuchen und Flüchten bedeutet einen Energieverlust. Energie, die Tiere im Winter dringend für das Überleben brauchen.

 

Zu Anfang ließ Astrid Szelest alle die Augen schließen und sich ganz auf ihr Gehör verlassen, ungewohnt für manche. "Geräusche sind auch Spuren", meint sie. Zunächst hört man entfernt Autos, menschliche Spuren, dann wird das Geräuschkonzert immer intensiver, je genauer man hinhört: ein Bellen eines Hundes, das Knarren eines Asts, und Vogelgezwitscher, vorn, rechts oben, links hinten. Die "Aufnahmeprüfung" ist geschafft. Spurenlesen war in den Zeiten, als wir noch Jäger und Sammler waren, eine Notwendigkeit zum Überleben. Um die Nahrung zu finden und sich vor wilden Tieren zu schützen. Heute lassen Tierspuren unsere Heimat lebendig werden und erzählen uns Geschichten über das Leben der Tiere.

Frische Reh-Losung
Frische Reh-Losung

Jetzt geht es in den dichten Welzheimer Tannwald. Eine fast unscheinbare Spur wurde zu Beginn ausgewählt. Eine recht kleine Spur, aber zu groß für eine Maus und zu klein für einen Fuchs oder Hasen. "Hier sprang ein Eichhörnchen", löst die Spurenexpertin das Rätsel, "kleine Pfötchen (die Vorderfüße) zuerst und dann die großen Hinter- oder Sprungbeine davor, das erklärt sich durch den Galopp des Eichhörnchens". Aber wo ist die Spur vom nächsten Sprung? wundert sich mancher. Ganz einfach: von hier aus ist dieser putzige Akrobat flugs auf den Baum geklettert und hat seinen Weg in den Baumkronen fortgesetzt. Darum die plötzlich endende Fährte.

 

Reh-Fährte
Reh-Fährte

Astrid Szelest greift in ihren Rucksack und holt jeweils ein Vorderbein von unterschiedlichen Waldtieren hervor, die sich  alsbald als die eines Rehs, eines Wildschweins und eines Dachses entpuppen. Aha, Reh und Wildschwein sind Schalentiere, die praktisch auf "den Zehenspitzen" gehen. Nun wird recht rasch klar, wie die Fährten im Schnee entstehen. Zwei kleinere Schalenabdrücke sieht man beim Reh, eng beieinander, wenn es sich langsam fortbewegt, gespreitzt, wenn es auf der Flucht ist, etwa weil es von einem Hund oder einem Menschen aufgeschreckt wurde.

Typisch für das Wildschwein sind die Abdrücke der so genannten "Afterklaue", zwei kleine "Finger" hinter den Schalen.

 

Im Eifer des Gefechts verfliegt die Zeit. Eine ganze Menge Spuren konnte identifiziert werden. Eichhörnchen, Fuchs, Reh, Feldhase und Marder. Auf einem Waldpfad sogar eine regelrechte "Wild-Autobahn" - hier ist richtig was los im Wald.

 

Wie es gute Tradition beim NaTour-Spaziergang ist, endet dieser am prasselnden Lagerfeuer, das Rüdiger Szelest mittlerweile entfacht hat. Bei Punsch und Knabbereien werden die Sonntagmorgeneindrücke ausgetauscht und vertieft.

Und weil's so schön war, zeigt Astrid Szelest zum Abschluss noch einmal ihren Original-Hasensprung. Den wird keiner so schnell vergessen.