Single Trail

Waldwirtschaft und Feuerstein

Bei herrlichstem Spätherbstwetter trafen sich 14 Waldfreundinnen und Waldfreunde zur Waldwanderung für Singles. Der dritte SDW-Single-Trail in diesem Jahr führte zum Flinsberg bei Oberrot, einem  geologisches Kleinod im nördlichen Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald.

 

Vom Parkplatz der Gastwirtschaft "Försterhaus" - mitten im Wald bei Glasofen zwischen Oberrot und Fornsbach - geht es hinunter ins Tal des Fornsbachs hinunter. Feste Wanderschuhe und Trittsicherheit hatte Förster Dr. Gerhard Strobel verlangt und bald wussten alle, warum: "Wer den Wald richtig kennenlernen will, der muss auch mal abseits der Wege in den Wald hinein."

 

Eine "Buckelpiste" mitten im Wald kann keiner deuten, hätte mancher vielleicht nicht einmal wahrgenommen. "Das ist ein Mergel-Rutschhang, der sich vor etwa 15 Jahren talabwärts geschoben hatte," erklärt der Führer dieser Nachmittagswanderung.

"Woher ich das weiß?  Sehen sie die jungen Bäume an, die sich darauf angesamt haben, die sind ungefähr so alt." Landschaftsgeschichte kann einfach sein, wenn man die Zeichen deuten kann.

 

Durch den Extremsommer 2018 völlig ausgetrocknete Bachläufe geben das "Stichwort" für die Wasser- und Bodenschutzfunktion des Waldes: "Ohne den Wald wären die Quellen, aus denen die Umgebung ihr Trinkwasser bekommt, längst ausgetrocknet." Immer wieder tauchen Fragen zur naturnahen Bewirtschaftung des Waldes auf, die bei Verschnaufpausen gebührend besprochen werden. Schließlich geht es immer weiter bergan bis die Gruppe das Tagesziel, den "Flinsberg", erreicht.

Wer schon an der Ostsee war kennt Feuerstein von dort. Hier aber sind die Feuersteine keine kleinen Klumpen, sondern tonnenschwere Brocken, die hier im Knollenmergel der geologischen Schicht des Oberen Keupers aus Siliciumdioxid gebildet wurden. Dieses geologische Kleinod ist in Fachkreisen weithin bekannt.

"Feuerstein war zu Zeiten unserer Urahnen in der Steinzeit ein sehr wertvoller Rohstoff", erklärt Dr. Strobel bei der Gipfelpause. Wie der Name sagt, konnten mit ihm durch Aneinander-schlagen an ein eisenhaltiges Gestein, etwa Pyrit,  Funken erzeugt werden, um ein Feuer zu entzünden. Feuer machen zu können, war letztlich der Schlüssel für die Entwicklung einer Zivilisation, denn man konnte Nahrungsmittel zubereiten, haltbar machen und auch wilde Tiere damit verjagen. "Fast genau so wichtig war aber auch die Eignung von Feuerstein für steinzeitliche Werkzeuge: rasiermesserscharfe Klingen für die Herstellung von Messern und Pfeilspitzen revolutionierten die Jagd und die Möglichkeit, daraus auch Äxte zu bauen war der Schlüssel, Wälder zu roden, dort Ackerbau zu betreiben, von der beschwerlichen und gefährlichen Jagd unabhängiger zu werden und die Ernährung zu sichern." Bis ins Spätmittelalter wurde Feuerstein gebraucht, damals als Funkenbilder für Steinschloss-Feuerwaffen. Die Bezeichnung "Flinte" für ein Schrotgewehr rührt noch aus dieser Zeit.

Nach einem Gipfelfoto ging es auf die Rückwanderung, wobei eine tiefe Keuperklinge unterwegs  für die Erosionsprozesse als eindrückliches Anschauungsobjekt herhalten musste. "Der geologisch junge Rhein frisst sich über vielen Zuflüsse ziemlich aggressiv in die ehemals flache Donau-Landschaft", erfährt die Wandergruppe. "Aber keine Angst, das geschieht in geologischen Zeiträumen von tausenden von Jahren - also keine Gefahr, dass uns der Boden unter den Füßen weg-erodiert." schmunzelt der Förster.

 

Zu guter Letzt erreicht die müde Schar glücklich das einsame "Wirtshaus beim Flinsberg" - das "Försterhaus", wo jetzt ein kühles Helles und ein Teller mit Zwiebelrostbraten und Röstkartoffeln einzigartig munden.