"Waldbaden" - Meditation und Stille

Mein Plätzchen zur Entspannung

Zum vierten "Waldbaden" im Rahmen des gleichnamigen Jahresprogramms hatte die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald - Kreisverband Rems-Murr e.V.  am  Sonntagmorgen (11. November) eingeladen. Wildnispädagogin Astrid Szelest liess das SDW-Jahresmotto "Waldbaden" ruhig ausklingen.

 

Eigentlich ist es ja ein richtiger"Running Gag", dass Frieder und Hans, zwei waschechte Welzheimer Marathon-Läufer der Gruppe "Waldbader" auf ihren Runden durch den Welzheimer Tannwald immer wieder begegnen: Beim ersten Mal mit lautem "Hallo", beim vierten Mal dann allerdings deutlich außer Puste und damit ziemlich still.

Denn darum geht es ja bei diesem vormittäglichen Spaziergang: die "Stille" des Waldes zu erfahren, in sich hinein zu hören, zu meditieren. Quasi "zum Aufwärmen darf sich jede/r einen Baum aussuchen und eine sich eine kleine Weile an ihn lehnen, ihn fühlen, riechen und erleben.


 Svenja (10), heute die jüngste Teilnehmerin, hat keine Berührungsängste und "ihren Baum" sofort gefunden - eine noch junge Buche. Andere eilen schnurstrack zu einem der "Giganten des Welzheimer Waldes", einem Mammutbaum. "Weil die Rinde so warm, trocken und weich ist," meint eine Teilnehmerin.

Astrid Szelest fordert alle auf, nun die Augen zu schließen und die Stille des Waldes wahrzunehmen. "Was war das lauteste, was das leiseste Geräusch", will sie wissen. "Autolärm war sicher das lauteste", kommt die Antwort sofort, aber auch viele verschiedene Vogelstimmen sind in der Stille wahrzunehmen, und das Rascheln der Herbstblätter.

Alle Sinne sind geschärft und es kann los gehen: Hinein in den Tannwald! Ach nein, noch nicht alle: Der Geschmackssinn fehlte noch. Flugs reisst die Wildnispädagogin ein paar Brennnessel-Blätter ab und schwärmt: "Das ist mein Powerkraut!" Frühmorgens in den Wald, ein paar Brennnessel-Blätter gezupft und mit ein paar Früchten zu einem Smoothie-Getränk verquirlt gebe ihr Kraft für den Tag. Aber auch die Brennnessel-Früchte, kleine in Rispen angeordnete Nüsschen sind lecker. Sie mag sie am liebsten leicht geröstet aufs Brot, aber auch einfach so von der Brennessel gezupft sind sie ein nussiges Geschmackserlebnis.


Nun steht allen die "schwerste Prüfung" bevor: "Auf dem nächsten Stück Weg reden wir nicht und lassen den Wald ganz auf uns wirken. Keine leichte Übung für die Gruppe, die sich bis hierher doch so gut untereinander unterhalten hat."  Natürlich bestehen sie alle, denn um Meditation und Stille soll es heute ja gehen.

 

Ein paar Schritte ins Waldesinnere hält die Waldkennerin - die in ihrer Freizeit schon mal für ein paar Wochen mutterseelenalleine oder mit ihrem Mann Rüdiger in die Wälder Russlands in eine einsame Hütte zieht und den Spuren von Wölfen und Bären folgt - die Teilnehmer/innen zu einer Atemübung an: "Augen schließen - ein Nasenloch schließen und tief in den Bauch atmen. Dann durch das andere Nasenloch ausatmen. Eine Übung, die sich zu trainieren sicherlich lohnt. "Denn wir lernen in keiner Schule, richtig zu atmen. Und richtiges Atmen ist nich nur gesund, sondern beugt auch Streß wirksam vor.

Gruppenbild mit Mammutbaum
Gruppenbild mit Mammutbaum

"Wenn's am Schönsten ist, ist's auch schon wieder vorbei", erinnert Rüdiger Szelest als "Zeitwächter" seine Frau daran, dass sie wieder mal hoffnungslos überzieht. Wie das eben so passiert bei Menschen, die von ihrer Sache begeistert sind. Zum Abschluss gibt es noch einen duftenden selbstgebrauten Hagebuttentee mit Honig aus der Kräuterküche von Astrid Szelest: "Mmmmh, der tut jetzt richtig gut!"

 

Und wie auf Kommando schnaufen die beiden Marathon-Läufer Frieder und Hans ein weiteres Mal vorbei. "Das ist für heute das letzte Mal", keucht einer der Beiden.

Ja - wenn's am Schönsten ist, ist's auch schon wieder vorbei!