Baum des Jahres 2021:  Die Europäische Stechpalme

Trifft man den in süddeutschen Wäldern seltenen "Baum" des Jahres, so wirkt dieser eher wie ein niedriger Strauch, denn er kann schon mal mehrere Stämme haben.

Dies liegt unter anderem daran, dass die Stechpalme viel Schatten verträgt und deshalb im Unterholz von Mischwäldern gedeihen kann, dort aber nicht allzu groß wird. Ein weiterer Grund für diese gedrungene mitunter flächige Wuchsform ist ihre Eigenschaft, Wurzelsprosse zu bilden. Im Freistand allerdings kann sie einen einzelnen Stamm ausbilden und bis über zehn Meter, in für sie günstigem Klima in England und Irland auch bis zu 20 Meter hoch werden. Dort kann sie bis zu 500 Jahre alt werden.

Obgleich die Stechpalme wegen ihres harten, stacheligen Laubes und ihres exotischen Namens nicht selten als fremde Art wahrgenommen wird, ist sie eine waschechte Europäerin. Bereits vor über zwei Millionen Jahren gab es sie hier. Allerdings war es zu jener Zeit deutlich wärmer als heute, das Klima subtropisch. Es spricht für ihre Robustheit, dass sie trotz des kälter werdenden Klimas bei uns nicht verschwunden ist. Während der Eiszeit hat sie sich allerdings in die Region des heutigen Spaniens zurückgezogen.

Nach der letzten Eiszeit breitete sich die Stechpalme von dort aus nordwärts entlang der Atlantikküste, später bei  wärmerem Klima auch ostwärts in den europäischen Kontinent hinein. Bis heute liebt sie atlantisch geprägte Gegenden Mitteleuropas - mit milden Wintern ohne Früh- und Spätfröste und nicht allzu trockenen Sommern. In Deutschland  kommt Ilex vor allem im Westen und Norden; mit Inselvorkommen im Pfälzerwald, im Schwarzwald und am Nordrand der Alpen vor. Im fast montanen Gebiet des Schwäbischen Waldes ist Ilex aquifolium selten. Häufiger ist sie allerdings als Kulturpflanze in Vorgärten anzutreffen.

Schon von den Kelten und Germanen ist überliefert, dass sie mit Ilex-Zweige ihre Häuser schmückten.

Genau diese attraktiven, harten, glänzend dunkelgrünen Blätter und ihre hellroten Steinfrüchte hätten der Stechpalme Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts aber beinahe zum Verhängnis werden können:

An kirchlichen Feiertagen, wie dem Palmsonntag, zu Allerseelen Anfang November und besonders zu Weihnachten kamen Stechpalmenzweige so in Mode, dass diese, wo vorhanden, in großem Stil in den Wäldern geerntet wurden. Per Eisenbahn wurden sie sogar in Gegenden verbracht, in denen es keine wildwachsenden Stechpalmen gab. Aus diesem Grund wurden bereits in 1920er Jahren erste Verbote und später auch Schutzverordnungen erlassen. Seit 1935 steht die wildwachsende Stechpalme deutschlandweit unter Naturschutz. Sie darf weder gepflückt, beschnitten oder ausgegraben werden.