Die ersten Blätter treiben aus - der Frühling kommt! Und mit ihm ist auch die Luchsbande "aus dem Winterschlaf" längst erwacht und voller Energie bei der Sache. Denn schließlich
gibt es im Wald viel zu erleben und zu lernen. Heute geht es um das, was "normale" Waldbesucher schlicht übersehen würden: Spuren im Wald!
In diesem Frühjahrskurs sind diesmal nur Buben, keine Mädels. Entsprechend geht es auch einen Tick wilder zu als üblich, denn "die Jungs haben so viel Energie, dass sie fast nicht müde zu kriegen sind," lacht die Chefin der Luchsbande, die Wildnispädagogin Brigitte Greiner. Und ganz logisch muss man da erst mal mit einem Fangen-Spiel etwas überschüssige Kraft abbauen.
Diesmal geht es um das "Räuber und Beute"-Spiel. Viele Antworten kommen auf die Frage,
welche Raubtiere es denn im Wald gebe: "Fuchs, Luchs, Wolf, aber auch Bussard oder Marder" werden genannt. Auch bei den Beutetieren kommt schnell "Hase, Maus oder Eichhörnchen". Da aber nicht alle Tiere ganz oben oder ganz unten in der Nahrungskette stehen, gibt es auch viele, die zwar andere Tiere fressen, aber auch selbst gefressen werden können. und darum geht es in dem Fangspiel , als Räuber Beute zu fangen. Wir man aber unversehens selber zur Beute, muss man sich ganz still hinhocken, bis der "eigene Räuber" selbst zur Beute wird. Dann darf man wieder mitspielen. Ein tolles, wildes Spiel.
Dann folgt der "Einzug ins Lägerle", ein kleiner Schutzraum aus Ästen, Zweigen und Moos, in dem es sich die Luchsbande über die letzten Wochen schon richtig gemütlich gemacht hat. Sogar ein "Waldmuseum" haben die Luchse eingerichtet, wo sie besondere Fundstücke aus dem Wald unterbringen, um sie immer wieder hervorzuholen und zu betrachten.
Nach einer Diskussionsrunde, bei der jeder erzählt, was ihm heute schon Schönes widerfahren ist, gibt Brigitte Greiner das Thema des Tages bekannt: "Heute gehen wir auf Spurensuche!"
Für dieses Thema hat die Luchsbande eine ausgewiesene Expertin im Boot, da sich Brigitte Greiner zur Spurenleserin ausbilden ließ und regelmäßig höhere Prüfungen absolviert.
Sie hat ein ganzes Bündel große bunte Mikado-Stäbe mitgebracht, "denn die sieht man im Wald besser als einfache Zweige". Während die Luchsbande im Lägerle selbständig noch ein Spiel spielt, bereitet die Wildnispädagogin den "Spurenpfad" vor - mehr als 10 Spuren von Wildtieren, die sie auf einem relativ kleinen Areal gefunden und markiert hat. "Der Wald ist voll von Spuren - man muss sie nur erkennen!" lacht sie.
Ein Krähenruf ist das geheime Zeichen für die Luchsbande, die dann auch sofort auftaucht und sich gespannt in das neue Abenteuer stürzt. In Zweiergruppen schwärmen sie aus, suchen die Mikadostäbe und notieren sich auf einem Zettel, welche Spur sie gefunden zu haben glauben. Es wird eifrig diskutiert und manch einer ist selbst ein kleiner Experte. "Wildwechsel" schallt es bei einem völlig unscheinbaren schmalen Trampelpfad aus mehreren Kehlen. "Richtig", bestätigt Brigitte Greiner, denn Rehe und Wildschweine benutzen häufig solche Pfade, auf denen sie zum Beispiel von einem guten Futterplatz zu ihrem Nachtlager gelangen können, denn auch Tiere bevorzugen gute begehbare Wege vor einem Dickicht.
An eine andere Station hat die Wildnispädagogin mit Gips ausgegossene Tierspuren gelegt. Während sich mache verlegen am Kopf kratzen, kommt es von den Trappern wie aus einem Mund: "Fuchs und Marder"!
Ein abgenagter Fichtenzapfen ist die nächste Herausforderung: "Eichhörnchen" ist die schnelle Antwort. "Oder war es vielleicht doch eine Maus, die hier unter den Fichtenzapfenschuppen nach den nahrhaften Samen gefunden hat?" Das war aber eine Fangfrage, denn eine Maus würde mit ihren kleinen Zähnchen viel feinere Spuren hinterlassen. Also ist auch diese Antwort richtig!
Etwas schwieriger wird es bei vom Moos freigescharrten runden Plätzen am Waldboden. "Hier hat ein Reh gelegen", ist die erste Vermutung. Brigitte Greiner relativiert: "Könnte sein, aber hier sehen wir auch noch Scharr-Spuren von Rehhufen. Eher hat hier ein Rehbock mit Drüsensekret sein Revier markiert." An einem Baum ist die Rinde abgescheuert, eine Spur, die aber nur wenige gleich erkennen. "Da hat es wohl ein Wildschwein gejuckt und es hat sich an der rauen Fichtenrinde gekratzt."
Schwieriger wird es bei einem kleinen Schädel, der im Moos auf einem Baumstumpf liegt. Dass es sich um ein Raubtier handeln muss, ist den meisten rasch klar: "Das sieht man an den spitzen Fangzähnen". Aber dann schießen die Spekulationen wild ins Kraut: Fuchs, Dachs, Marder. "Keines von alledem," erklärt die Banden-Chefin: "Eine kurze Schnauze und für die Schädelgröße große Augen - das ist der Schädel einer alten Katze - dass sie alt gewesen sein muss, sieht man am abgenutzten Gebiss." Aber für diese Erkenntnis muss man dann schon viel Spurenleser-Erfahrung besitzen.
Eine Nuß, die wie durchschossen aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Werk einer Maus, die sich mit dem nahrhaften Inneren dieser Frucht ihr Bäuchlein vollgeschlagen haben muss.
An einer Station liegt ein buschiges kleines Schwänzchen. Auch hier wildes Rätselraten, bis die Wildnispädagogin das Geheimnis lüftet: Der Schwanz eines Siebenschläfers! Zur allgemeinen Verwunderung verrät sie, dass dieses Tier bei Gefahr seine Schwanzspitze abwerfen kann, wie die Eidechsen.
Zu guter Letzt finden die Luchse eine Stelle, an der viele kleine und große Federn verstreut liegen. "Hier hat ein Räuber wohl Mahlzeit mit einer Taube gehalten". Aus einer größeren Feder liest Brigitte Greiner aber noch viel mehr: "Das war vermutlich ein Raubvogel, denn der Federkiel ist fast unverletzt. Ein Fuchs würde die Federn nicht herauszupfen sondern glatt durchbeißen."
Wie jeder Luchsbanden-Nachmittag vergeht auch dieser wie im Flug und man kann in ebenso überraschte wie enttäuschte Gesichter blicken, als Brigitte Greiner zur Eile mahnt: "Am Treffpunkt warten jetzt schon Eure Eltern auf Euch." Damit der Abschied nicht ganz so schwer fällt, veranstalten einige Jungs auf dem Rückweg noch ein wildes Wettrennen, andere ein kleines Versteckspiel. Und so kommt's, dass die Eltern wieder mal etwas länger auf ihren Nachwuchs warten müssen.