Im Wald-Schlafsack aus Buchenlaub

Mit der Luchsbande auf Streifzug durch den Tannwald

Welche Überraschungen würde der Wald wohl diesmal bereit halten für die Welzheimer "Luchsbande" und ihre Anführerin, Naturpädagogin Brigitte Greiner?  Ein spannender Streifzug durch den Frühlingswald.

 

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Ein bisschen Ritual muss sein, um den Kindern das "Ankommen" in ihrem Tannwald nach einem anstrengenden Schultag zu erleichtern:  Das Anschleichen auf einem kleinen Pfad zum "Lägerle" gehört dazu. Unterwegs ein Abstecher zum momentan ausgetrockeneten Tümpel, in dem jedoch Spuren zu entdecken sind. Dann die "Räucher"-Szene im Lägerle, um die "Gerüche der Zivilisation" abzustreifen, und ein gemeinsames fröhliches Lied.

 

So gewappnet, geht es los zu einem lichten Altholz, in dem genug Platz ist zum Toben und Spielen. Unterwegs entdeckt die Luchsbande ein Büschel Federn auf einem Baumstumpf. "Da hat wohl einer ein ausgiebiges Frühstück auf Kosten eines gefiederten Waldbewohners gefeiert", meint Brigitte Greiner. "Wer kann das wohl gewesen sein? Wer war Täter, wer Opfer in diesem Waldkrimi?" Rasch ist klar, dass das ein Raubtier gewesen sein muss, denn Pflanzenfresser wie Eichhörnchen fressen keine anderen Tiere. "Es könnte ein Fuchs gewesen sein", meint einer der kleinen "Luchse". "Ja, aber es könnte auch ein Falke oder ein Sperber gewesen sein, die beide auf die Jagd von kleineren Vögeln spezialisiert sind," meint die Naturpädagogin. "Für Letzteres spricht, dass die Federn nicht zerbissen, sondern ausgerupft wurden, wie es Raubvögel tun." Einer schlägt vor, bis zum nächsten Treffen in Vogelbüchern nachzuschlagen, wem die schwarz-weiß gestreiften Federn des Opfers wohl gehört haben könnten:  Spannender Stoff aus dem Lehrbuch Natur.

Dann ist das beliebte "Fangen"-Spiel an der Reihe;  selbstverständ-lich auch das nicht ohne Lerneffekt: Der Räuber muss sich an die Beute heranschleichen und diese fangen. Mit dem Anschleichen ist's aber rasch vorbei, denn auf das wilde Toben haben die Kids doch schon den ganzen Tag gewartet. Jeder, der gefangen wurde, muss so lange still auf dem Boden hocken und darf nicht mitrennen, bis sein Fänger selbst von jemandem gefangen wurde. So müssen die "Gefangenen" ganz aufmerksam dem wilden Treiben folgen, bis sie endlich wieder selbst mitrennen und mitfangen dürfen: eine kleine Übung in Konzentration und Selbstkontrolle; vor allem aber ein Heidenspaß!


Dann ist Zeit für den Höhepunkt des Nachmittags: "Wir bauen uns einen 'Schlafsack aus Buchenlaub'". Denn auch ganz ohne Ausrüstung kann man es sich für eine Nacht im Wald kuschelig gemütlich machen.

Wie einfach das geht, zeigt Brigitte Greiner an einem kleinen Modell, das sie aus rasch gesammelten Fichtenzweigen zusammensetzt. "Alles klar" und schon geht's los. Die Luchsbande schwärmt aus, um allerhand Geäst zusammenzusuchen. Manches ist zu groß, zu lang zu sperrig, manches ist geeignet. "Zuerst brauchen wir zwei große Äste mit Astgabeln und einen langen Ast als "Dachfirst". Flugs ist diese Gerüst fertig und wird dann fischgrätartig mit dünneren Ästen und Zweigen belegt, die "Dachsparren". Dann sammeln die Luchse in mitgebrachten faltbaren Laubeimern haufenweise Laub. Die nächste Toberei bricht sich Bahn, als das Laub mit Schwung über das Gerüst geschichtet wird. Dann wird nacheinander probegelegen in dieser Mini-Hütte. Je mehr Laub als Isolierschicht auf der Hütte und in der Hütte liegt, umso wärmer wird es - eine sehr unmittelbare Erfahrung, denn so richtig warm ist es draußen an diesem Frühlingstag noch nicht. Einige Feingeister kommen auf die Idee, trockenes Moos zu sammeln, um auch noch ein kommodes Kopfkissen im "Wald-Schlafsack" zu haben. Die Natur stellt demjenigen so viel bereit, der seiner Fantasie freien Lauf lässt.

 

"Wenn sie keiner mutwillig zerstört, kann diese kleine Übernachtungsgelegenheit jahrelang halten", weiß die Naturpädagogin. Es ist den Gesichtern unschwer anzusehen, wie stolz alle auf diese Team-Arbeit sind.

 

Auf dem Rückweg zum Sammelplatz, wo die Ereignisse des Nachmittags ausgiebig miteinander besprochen werden, findet einer der gewieften kleinen Waldläufer heraus, dass man das Mooskissen auch prima als wärmende Kopfbedeckung benutzen kann.