Bereits seit über dreißig Jahren besteht der Kreisverband Rems-Murr der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald bereits - Anlass für einen Rückblick.
Am 2. April 1990 konstituierte sich in der Stadtbücherei Murrhardt ein neuer Kreisverband der landes- und bundesweit organisierten Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.
Am 24. März 2017 fand in Sulzbach an der Murr die Gründungsversammlung zum rechtsfähigen eingetragenen Verein (SDW Rems-Murr e.V.) statt.
Auf Initiative des damaligen Landesvorsitzenden Staatssekretär Ventur Schöttle und des Leiters der Forstdirektion Stuttgart, Forstpräsident Konrad Bauer, wurde in einer der waldreichsten Gegenden des Landes ein SDW-Kreisverband gegründet. Der Murrhardter Bürgermeister Ulrich Burr übernahm die Aufgabe, als Vorsitzender diesen Kreisverband aufzubauen, was ihm ganz offenbar gelang, denn bereits im Gründungsjahr überzeugte er 40 Waldfreunde, beizutreten; zwei Jahre später wurde bereits die magische Zahl 100 überschritten.
Im Dezember 1947 hatte sich der SDW-Bundesverband als einer der ersten Naturschutzverbände Deutschlands gegründet. Antrieb für diese Gründung war die damals katastrophale Lage des deutschen Waldes: Schon im Zuge der Kriegsvorbereitungen 1936 waren die Wälder systematisch übernutzt worden. Nach Kriegsende kamen gewaltige Reparationsforderungen der Siegermächte hinzu, die riesige Kahlschlägen vor allem in süddeutschen Wäldern hinterließen (so genannte E- und F- Hiebe, wobei "E" für "Export" und "F" für Frankreich stand). Da der Kohlebergbau zu Kriegsende danieder lag, war Holz zudem der Haupt-Brennstoff, etwa zum Heizen. Zu allem Unglück kamen reihten sich ab 1945 mehrere extreme Trockenjahre aneinander, die die damaligen Fichten- und Kiefern-Reinbestände derart schwächten, dass sie gewaltige Schäden durch Insekten-Massenvermehrungen begünstigten - in Fichtenbeständen durch Borkenkäfer und in Kiefernbeständen durch eine Reihe von Kiefernschädlingen.
Bereits ein halbes Jahr später, am 25. Juni 1948, wurde der SDW-Landesverband Baden-Württemberg gegründet. Seither ist diesem Verband die Daseinsberechtigung niemals abhandengekommen, obwohl es schon lange nicht mehr um die ursprünglichen Problemstellungen geht: Großflächige Wald-Inanspruchnahmen durch Autobahnen, Flughäfen, Straßen und Siedlungen im Wirtschaftswunderland lösten den ursprünglichen Gründungsgrund ab.
In den 1970er und 1980er Jahren war es die Sorge um den Wald wegen des "Waldsterbens", die die SDW um Aufmerksamkeit kämpfen ließ. "Wald hat trotz der sehr guten Waldgesinnung der Deutschen politisch eine zu schwache Lobby", so der heutige SDW-Kreisverbandsvorsitzende Dr. Gerhard Strobel. Bis heute wird der Wald von Politik und Wirtschaft nicht selten als Flächenreserve gesehen - für Windparks, Starkstromleitungen, Straßen oder Gewerbegebiete. Vorhaben im Wald sind politisch ungleich leichter durchzusetzen als bei in besiedelten Gebieten mit unterschiedlichsten Interessenlagen und höherem politischen Gewicht.
Naturphänomene wie die gewaltigen Schäden durch die Orkane Vivian/Wiebke 1990 und Lothar 1999 forderten logistische Meisterleistungen und warfen Fragen zur Stabilität unserer Wälder auf. Nicht zuletzt deshalb konnte sich der Gedanke des naturnahen Waldbau auf der Fläche durchsetzen.
Die in den vergangenen Jahrzehnt, insbesondere den 2000er-Jahren, erfolgte Forst-Personalreduktion durch mehrere Verwaltungsreformen setzt ein großes Fragezeichen, ob die gleichzeitig stetig weiterentwickelten Standards einer naturnahen, nachhaltigen und multifunktionalen Waldwirtschaft auch künftig erfüllt werden können. Denn in wohl kaum einem anderen Arbeitsfeld ist die Kenntnis von so unterschiedliche Bedingungen so unabdingbar wie im Forstberuf - die örtliche waldbauliche Erfahrung.
Mit der drohenden globalen Klima-Erwärmung erwachsen zudem ganz neue Herausforderungen und Aufgaben, etwa die Frage nach klimastabilen Baumartenzusammensetzungen. War die Holzproduktion in der Vergangenheit ein wichtiger Schwerpunkt forstlichen Selbstverständnisses, könnte sich dieser Schwerpunkt in Zukunft durch die Kohlenstoff-Speicher-Eigenschaft von Wäldern, durch die Rolle des Waldes als naturnächstes Ökosystem für den Artenschutz oder durch seine herausragende Rolle beim Wasser-, Boden- und Klimaschutz verlagern.
Hinzu kommt eine im digitalen Zeitalter rasant zunehmende Entfremdung des Menschen von der Natur und vom Wald. Diesem Handlungsfeld hat sich die SDW besonders verschrieben - durch die Entwicklung und Stärkung der Waldpädagogik.
Wegen dieser permanenten Gefährdungen des Waldes gründeten sich in den Jahrzehnten nach Kriegsende bis heute immer mehr Kreisverbände, um diese Lobby-Arbeit auch vor Ort, in den Stadt- und Landkreisen, zu übernehmen, heute landesweit 19 an der Zahl.
Der Kreisverband Rems-Murr hatte sich bei Gründung am 2. April 1990 zur Aufgabe gemacht, "für den Schutz und die Erhaltung des gesunden und leistungsfähigen Waldes sowie einer vielgestaltigen Landschaft einzutreten und die Beziehungen aller Bürger zu Wald und Natur zu fördern und zu stärken" (§2 der Kreisverbandssatzung).
In den ersten Jahren legte der Vorsitzende Bürgermeister Ulrich Burr (Murrhardt) den Schwerpunkt auf die Mitgliedergewinnung. Zusammen mit den örtlichen Forstämtern und Forstrevieren im Landkreis Rems-Murr wurden Waldaktionstage durchgeführt und die Öffentlichkeit durch engagierte Pressearbeit informiert. Gleich im ersten Verbandsjahr wurde eine Pflanzaktion durchgeführt, die ob der wichtigen symbolischen Wirkung bis heute jährlich zum Tag des Baumes beibehalten wurde und bei der die Städte und Gemeinden, übrigens zu einem Gutteil selbst SDW-Mitglieder, regelmäßig aktiv unterstützen.
Der erste SDW-Kreisverband- und spätere SDW-Landesvorsitzende Ulrich Burr zur Kreisverbandsgründung 1990: "Zum Vorsitz bei der Gründung des SDW KV kam ich wie "die Jungfrau zum Kind": Die
Initative ging vom damaligen Forstpräsidenten Konrad Bauer aus, den ich über meine Mitgliedschaft in der "Körperschaftsforstdirektion bei der Forstdirektion Stuttgart" kannte. Dort war damals
auch mein Vater als Bürgermeister meiner Heimatgemeinde Königsbronn Mitglied und die beiden haben über die SDW gesprochen.
Als Bürgermeister der größten Waldbesitzenden Kommune im Rems-Murr-Kreis sei ich der richtige Vorsitzende meinten beide. Außerdem war Siegfried Häfele Forstamtsleiter in Murrhardt - und
früher einige Jahre Geschäftsführer des SDW-Landesverbandes. Vor Ort waren somit gleich zwei geeignete "Funktionäre" vorhanden. Also konnte ich gar nicht Nein sagen und als "Bonbon" fand die
Gründungsversammlung dann in Murrhardt statt."
1994 wurde die vorweihnachtliche Presse-Informationsveranstaltung eingeführt und ein Band zur regionalen Presse geknüpft, das bis heute Bestand hat.
Im Jahr 1995 gab Ulrich Burr den Stab des Kreisvorsitzenden an Bürgermeister Reinhold Sczuka (Althütte) weiter, da Burr in den Geschäftsführenden Landesvorstand wechselte, wo er 2001 Staatssekretär Ventur Schöttle als SDW-Landesvorsitzenden beerbte. In den folgenden Jahren wurden die Baumpflanzaktionen, Walderlebnistage und Presseveranstaltungen bewährte Tradition mit großer Öffentlichkeitswirkung. Ein Schwerpunkt wurde in den folgenden Jahren auf die Schulen und Kindergärten gelegt, deren Besuch durch das Wald-Informationsmobil "Wald-i" nachhaltig gefördert wurde. 2006 wurden das Projekt "Walderlebnistage" von Helm-Eckart Hink, Walter Schmitt und Eckart Kittel ins Leben gerufen, mit denen bis 2016 insgesamt 1.500 Backnanger Kinder mit dem Wald vertraut gemacht wurden. Im Jahr 2008 startete der Kreisverband die Kastanienlaub-Sammelaktion zur Rettung der Kastanie. Tausende von Kindern haben diese Aktion seither mit großem Eifer und Engagement unterstützt. Aktive Beteiligungen an autofreien Sonntagen und an Leistungsschauen rundeten die Verbandsarbeit ab. Als Naturschutzverband engagierte sich die SDW im Arbeitskreis Rems-Murr des Landesnaturschutzverbandes. Nicht zu kurz kam auch die interne Zusammenarbeit und Mitgliederpflege, die in manchen den Zusammenhalt fördernden Ausflügen mündeten.
2010 erfolgte der Stabwechsel des Vorsitzenden zu Bürgermeister Dr. Gerhard Strobel (Murrhardt). Reinhold Sczuka wirkte bereits seit 2006 im Geschäftsführenden Landesvorstand mit und ab 2010 als stellvertretender SDW- Landesvorsitzender - Aufgaben, auf die er nun nach 15 Jahren Kreisverbandsvorsitz stärkeres Gewicht legen konnte.
Unvermeidlich hielt das digitale Zeitalter auch bei der SDW mit der Freischaltung der Verbandswebseite www.SDW-Rems-Murr.de 2011
Einzug. Dank einer aktiven Zusammenarbeit des Vorstands und der Kooperation mit zahlreichen Partnern (WildnisWissen, Naturpark
Schwäbisch-Fränkischer Wald, Landkreis, Forstverwaltung und Kommunen, Volkshochschulen, Schulen und Kindergärten im Rems-Murr-Kreis, dem Erfahrungsfeld der Sinne Welzheim, dem Schwäbischen
Albverein und den Nachbar-Kreisverbänden Ostalb und Schwäbisch Hall) konnten Win-Win-Situationen durch gemeinsam organisierte und durchgeführte Veranstaltungen generiert werden. In
Kooperation mit dem SDW-Kreisverband Ostalb war es möglich geworden, die Angebotspalette noch zu erweitern und ein regionales WaldMobil zu installieren.
In Jahresprogrammen wurden speziell die Zielgruppen Familien, Kinder/Jugendliche, Wald-Interessierte, Lehrer/innen und Erzieher/innen, ebenso Menschen mit
Einschränkungen, Senioren und nicht zuletzt die Pressevertreter mit Angeboten bedacht. In Angeboten wie "Single Trail" für Singles oder "Wald-Fotografie" wurden auch ganz spezielle Zielgruppen
erreicht. In Projekten wurden vornehmlich mit Schulen mehrjährige Vorhaben entwickelt und betreut.
2017 beschloß der Vorstand, den bis dahin nicht rechtsfähigen Kreisverband Rems-Murr in einen eingetragenen, rechtsfähigen Verein (e.V.) zu überführen, was in der Gründungsversammlung am 24. März 2017 beschlossen wurde.
Bürgermeister a.D.
Ulrich Burr (Murrhardt)
2. 4. 1990 bis 9. 5. 1995
Gründungsvorsitzender
Bürgermeister
Reinhold Sczuka (Althütte)
9. 5. 1995 bis 17. 10. 2010
Bürgermeister a.D.
Dr. Gerhard Strobel (Murrhardt)
seit 17. 10. 2010
Die jüngere Verbandsgeschichte unseres Kreisverbands ist in Jahresberichten und in Programmflyern zusammengefasst.